Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – News-Dienste

Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

3.1.2.4 News-Dienste

Informationen spielen im Informations-Medium Internet eine gewichtige Rolle . Daher stellt der Verkauf von Informationen im Internet ein interessantes Geschäftsfeld für Unternehmen dar, die den Informationsverkauf als Kerngeschäft oder als zusätzliches Marktsegment betreiben. Die verkauften Informationen decken dabei zumeist die Themengebiete tages-/minutenaktuelle Nachrichten, Wetternachrichten sowie Finanzinformationen ab. Charakteristisch für derartige sogenannte News-Dienste ist die regelmäßige Versorgung des Kunden mit Informationen, beispielsweise minutenaktuellen Börseninformationen. Es erfolgt also kein punktueller Abruf der Informationen, sondern es herrscht ein permanenter Datenstrom zwischen Informations-Anbieter und –Abnehmer.

Die Finanzierung der Dienstleistung erfolgt über Transaktionskosten für die übermittelten Informationen. Dabei können unterschiedliche Abrechnungsmodelle zum Einsatz kommen, von der Pauschaltarifierung über fixe volumenabhängige Kosten je übermittelter Information bis zu Mischkalkulationen aus Pauschal- und volumenabhängigen Kosten. Tabelle 18 zeigt eine Übersicht von News-Diensten, die ihre Informationen an dritte Dienstleister veräußern.

News-Dienst Kunden Anmerkung

Deutsche Presse Agentur

http://www.dpa.de Fast alle deutschen Tageszeitungen, alle öffentlich-rechtlichen und die meisten privaten Hörfunk- und Fernsehsender. Zudem ausländische Medien und Korrespondenten, Parlamente, Regierungen, Parteien, Verbände und Firmen.

Deutscher Wetterdienst

http://www.dwd.de Luftfahrtunternehmen, Seeschiffahtsunternehmen, Nachrichtenredaktionen, TV-, Hörfunk- und Print-Medien, Landwirtschaft

Teledata Börseninformation

http://www.teledata.de Finanzdienstleister (z.B Bank 24, comdirect Bank, Quelle-Bank, Volks- und Raiffeisenbanken), Verlage (z.B. Handelsblatt interaktiv, Stern-Online, Wirtschaftswoche, n-tv).

Donnerwetter

http://www.donnerwetter.de Online-Magazine Kostenloser Newsdienst

(Kein Kerngeschäft, nur Zusatzgeschäft in Form von kostenlosen Kooperation zur Steigerung der Bekanntheit und der eigenen Zugriffszahlen)

Tabelle 18: Anbieter von News-Diensten

Zu den Abnehmern der Informationen gehören im Internet vor allem Suchmaschinen, Online-Magazine sowie Geldinstitute, die die eingekauften Informationen in ihre bestehenden Internet-Seiten integrieren, um ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Da es zum Beispiel für den Suchmaschinen-Betreiber Yahoo! wirtschaftlich keinen Sinn macht, eigene Redaktionen für die Bereiche tagesaktueller Nachrichten oder Wetter aufzubauen, werden derartige Mehrwertdienste im Rahmen des Outsourcing von externen Anbietern eingekauft.

3.1.2.5 Serviceleistungen

Zahlreiche innovative Geschäftsmodelle basieren einzig und allein auf Internet-Technologie und sind ausschließlich im Medium Internet plaziert, beispielsweise Online-Magazine. Allerdings gibt es neben den rein Internet-orientierten Geschäftsmodellen auch Ansätze, die Offline- und Online-Welt zu koppeln und das Medium Internet lediglich als Transportmedium zu benutzen. Das Internet ist hierbei nicht das eigentliche Umfeld der unternehmerischen Tätigkeit, sondern dient lediglich als ergänzendes Medium zum Informationstransport. Das Internet dient als Kommunikationsmedium, um Zusatzleistungen zu bestehenden Offline-Produkten anzubieten.

In der Literatur gehen Experten bereits heute davon aus, daß neben dem PC in Zukunft zahlreiche Geräte das Internet als zusätzliches Kommunikationsmedium nutzen werden . Als Beispiele werden Zapfsäulen an Tankstellen genannt, die neben Benzin zusätzlich Verkehrsinformationen und Routentips aus dem Internet beziehen, oder Kühlschränke, die via Internet automatisch Nahrungsmittel beim Supermarkt ordern. Neben derartigen, derzeit noch unrealistischen Zukunftsvisionen gibt es bereits heute Produkte und Geschäftsansätze, die die Verknüpfung von Offline-Produkten und Internet umsetzen.

Der in den USA erhältliche Handheld-Organizer „PalmVII Connected Organzier“ der Firma 3com verbindet die Funktionalität eines Handheld-Organizers mit den Möglichkeiten einer mobilen Verbindung zum Internet. Neben den Organizer-typischen Funktionen wie Adreß- und Terminverwaltung bietet das Produkt folgende Internet-Fähigkeiten:

• Nachrichten: Mittels einer drahtlosen Internet-Verbindung über Mobilfunknetze lassen sich aktuelle Nachrichten, Börsenkurse, Wetterinformationen u.ä. zum Organizer übertragen. Die Informationen werden dabei nicht als übliche Webseite übertragen, sondern in speziellen textorientierten Formaten, die – ohne Grafiken –eine schnelle Datenübertragung gewährleisten. Kooperationspartner wie ABCNews, USAToday oder The Weather Channel sorgen für eine Aufbereitung der Nachrichten und Informationen für das Textformat des Organizers.

• E-Mail: Kunden können über die drahtlose Internet-Verbindung jederzeit E-Mails verschicken oder empfangen. Hierzu steht den Kunden eine eigene E-Mail-Adresse zur Verfügung.

Die Finanzierung der zusätzlichen Internet-Dienstleistung erfolgt über Transaktionskosten in Form von monatlichen Grundgebühren sowie volumenabhängigen Gebühren. Da die Online-Informationen allerdings nur einen Zusatzdienst darstellen und nicht zum Kerngeschäft der Firma 3com gehören, ist zu vermuten, daß – zumindest in der Startphase – eine Subventionierung des Dienstes durch das Kerngeschäft erfolgt. Derzeit bietet 3com seinen Kunden die Wahl zwischen zwei sogenannten Service-Plans , die in Tabelle 19 dargestellt sind.

Basic Plan Expended Plan

Monatliche Grundgebühr $9,99 $24,99

KiloBytes inklusive 50KB

entspricht z.B.

30 Nachrichten

20 Börsenkurse

10 Sportergebnisse

10 Verkehrsnachrichten

10 Wetterberichte 150KB

entspricht z.B.

90 Nachrichten

60 Börsenkurse

30 Sportergebnisse

30 Verkehrsnachrichten

30 Wetterberichte

Kosten je zusätzlichem KiloByte 30 Cent 30 Cent

Einmalige Einrichtgebühr $19,99 $19,99

Tabelle 19: Kosten für Online-Dienstes des Handheld-Organizers PalmVII

Ein weiteres Beispiel für die Integration von Internet-Technologie in traditionelle Konsumprodukte bietet der Automobilhersteller Mercedes Benz. Unter dem Motto „Internet auf Rädern“ zeigt Mercedes Benz auf, welchen Beitrag die Internet-Technologie für automobile Sicherheitskonzepte und Navigationshilfen leisten. In einem „Concept Car“ werden im Research und Technology Center in Palo Alto, Kalifornien, die Möglichkeiten des vernetzten Autos realisiert. Der Prototyp verfügt über eine eigene IP-Adresse im Internet und realisiert darüber folgende Internet-Funktionalitäten:

• E-Mail und News: Fahrer, Beifahrer sowie die Fond-Passagiere können auf E-Mail, VoiceMail, Börsenkurse, Wetterberichte und reiserelevante Informationen wie Restaurant-Führer oder Kino-Adressen zugreifen. Beispielsweise können während der Fahrt Reiseinformationen über Sehenswürdigkeiten und historische Stätten abgerufen werden.

• Entertainment: Alle Passagiere können im Internet Web-Informationen abrufen oder Services wie Internet-Spiele oder Audio-on-Demand nutzen. In Verbindung mit Satellitensystemen sind zudem fortgeschrittene Anwendungen wie Videokonferenzen oder interaktives Fernsehen denkbar.

• Fern-Diagnose: Via Internet können Kunden-Service-Zentren neue Dienste wie die Übertragung von Hilfshandbüchern, Fern-Entriegelung der Türen oder Ferndiagnostik zur Verfügung stellen. Der Kundenservice kann Informationen über den Zustand des Fahrzeugs abrufen oder das Verhalten des Autos beeinflussen und beispielsweise die Motorleistung optimieren oder – im Falle eines Diebstahls – das Fahrzeug stillegen.

Über die möglichen Kosten und somit die Varianten der Finanzierung des Dienstes liegen derzeit noch keine Informationen vor. Allerdings ist zu vermuten, daß es neben einmaligen Installationskosten eine monatliche Grundgebühr in Verbindung mit volumenabhängigen Kosten geben wird.

Abbildung 22: Internet-Informationen über den Prototyp des „Internet-auf-Rädern“-Prototyps von Mercedes

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