Monat: Mai 1999

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Webdesign

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    3.1.2.2 Webdesign

    Das multimediale Potential des Internet ermöglicht die Realisierung anspruchsvoller Internet-Auftritte, die von einfachen Firmenpräsentationen über anspruchsvoll gestaltete Magazine bis hin zu komplexen Datenbankanbindungen reichen. Da im Internet Produkte, Dienstleistungen und Informationen immer homogener werden und austauschbar sind, zählt ein markantes und emotionales Erscheinungsbild zum Erfolgsfaktor für einen erfolgreichen Online-Auftritt.

    Da die Umsetzung eines Internet-Auftritts sowie die grafische Gestaltung der Internet-Inhalte im Unternehmen nur punktuell benötigt wird und sich die Anschaffung der erforderlichen Computersysteme sowie der Aufbau des nötigen Know-Hows inhouse üblicherweise nicht rentiert, gehört das Webdesign zu typischen Outsource-Projekten.

    Daher haben zahlreiche Unternehmen das Geschäftsmodell des Webdesigns aufgegriffen und konzentrieren ihre Geschäftstätigkeit auf die Konzeption und Realisierung von Internet-Auftritten. Zu den typischen Aufgaben einer Webdesign-Agentur gehören folgende Geschäftsfelder:

    • Analyse der Marktsituation, z.B. Stärken-/Schwäche-Analyse der Konkurrenz, Entwicklung eines Zeit-/Maßnahmen-Plans

    • Konzeptionierung des Online-Auftritts, z.B. Schaffung der Voraussetzungen für eine zielorientierte und mediengerechte Umsetzung, Zeitplan für die Umsetzung, Ermittlung des Hard- und Softwarebedarfs

    • Projektmanagement, z.B. Definition fester Ansprechpartner, Sicherstellung eines reibungslosen Projektablaufs, Qualitäts- und Kostenkontrolle

    • Entwicklung, z.B. Konzepte zur Implementation mehrerer technischer Plattformen, Umwandlung von Printmedien

    • Design, z.B. Entwicklung von Navigationskonzepten, intuitive Benutzerführung, Integration von Mutlimedia-Elementen, Entwicklung einer Corporate Identity (CI).

    • Programmierung, z.B. Anbindung an Datenbanken und Warenwirtschaftssysteme, Entwicklung von Redaktionstools

    • Technischer Support, z.B. Installation hausinterner Hard- und Software, Schulung, Hosting des Online-Auftritts.

    • Kampagnenplanung, z.B. Konzeption und Gestaltung von Online-Werbung, Auswahl und Buchung von zielgruppengerechten Werbeplätzen

    Tabelle 16 zeigt eine Auswahl von Webdesign-Agenturen. Zahlreiche Webdesign-Agenturen gingen dabei aus klassischen Werbeagenturen hervor, die das neue Medium Internet als neues Geschäftsfeld erschlossen.

    Webdesign-Agentur Referenzen

    Pixelpark-MMK AG

    http://www.pixelpark.de Bausparkasse Schwäbisch Hall AG

    http://www.schwaebisch-hall.de

    Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co.

    Leidenschaft ist, was uns verbindet

    Conrad Electronic GmbH

    http://www.conrad.de

    Deutscher Sport Bund

    http://www.dsb.de

    Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG

    http://www.oetker.de

    Dimension-Z

    http://www.dimension-z.de Nürnberger Versicherungen AG Österreich

    http://www.nuernberger.at

    Ferienwohnungen

    http://www.ferienwohnungen.de

    Interactive Media Partner GmbH

    http://www.impartner.de Campina AG

    http://www.campina.de

    Milchschnitte

    http://www.milchschnitte.de

    Lagerfeld-Jako

    http://www.lagerfeldjako.de

    Unilever

    http://www.becel.de

    Synapsis Kommunikationsagentur GmbH

    http://www.synapsis.de Gruner + Jahr Travelchannel

    http://www.travelchannel.de

    Stern Channel

    http://www.stern.de/channel

    Stadtinformationssystem Münster

    http://www.muenster.de

    Tabelle 16: Auswahl deutscher Webdesign-Agenturen

    3.1.2.3 Proprietäre Online-Dienste

    Neben dem freien Internet existieren einige kommerzielle Netze – sogenannte Online-Dienste -, die vorwiegend nur einer geschlossenen Benutzergruppe zugänglich sind. Gegen eine Gebühr stellen die Online-Dienste die proprietären Inhalte und Angebote zur Verfügung. Im Gegensatz zum Internet sind Online-Dienste zentralisiert aufgebaut und verfügen über eigene Redaktionen bzw. Kooperationen mit Informationsanbietern. Zu den bekanntesten, derzeit noch operierenden Online-Diensten zählen T-Online, AOL sowie CompuServe.

    Bis zirka 1995 waren Online-Dienste geschlossene Computernetzwerke ohne Gateways zu anderen Netzen oder zum Internet. Der Anwender konnte lediglich auf die jeweiligen proprietären Angebote des Netzwerkbetreibers zugreifen. Ende 1995 erkannten die Anbieter der Online-Dienste das Potential des Internet, dessen rasantes Wachstum, weltweite Informationsvielfalt sowie plattformübergreifende Verfügbarkeit die Existenzberechtigung der proprietären Online-Dienste zu gefährden drohte. Das Risiko, in einer „proprietären Sackgasse“ ([Her, Sau98], Seite 144) zu enden, veranlaßte die Anbieter der Online-Dienste zur Öffnung des Dienstes zum Internet. Es bestand die Gefahr, Kunden an andere Online-Dienste mit leistungsfähigeren Internet-Zugängen oder direkt an Internet-Access-Provider zu verlieren. Seit Anfang 1996 bieten die Online-Dienste T-Online, AOL und Bertelsmann Übergänge (Gateways) zum weltweiten Internet. Die Online-Dienste verfügen aber weiterhin über eine eigene proprietäre technische Plattform, die für eigene Inhalte genutzt wird.

    Die Finanzierung der Online-Dienste erfolgt vornehmlich über Abonnementgebühren der Kunden, die sich aus einer Grundgebühr sowie einer zeit- oder volumenabhängigen Gebühr zusammensetzen.

    Tabelle 17 zeigt eine Liste der deutschen Online-Dienste mit Internet-Zugängen:

    Online-Dienst und Betreiber Internet-Adresse Teilnehmerzahl Kosten

    T-Online

    T-Online AG http://www.t-online.de 2,8 Millionen Teilnehmer (Deutschland) Monatlich: 8,- DM

    zzgl. 6 Pfennig/Minute

    AOL

    Bertelsmann AG http://www.aol.de 15 Millionen Teilnehmer (weltweit)

    1 Millionen Teilnehmer (Deutschland) Monatlich: 9,95 DM

    zzgl. 3,9 Pfennig/Minute

    CompuServe

    CompuServe Deutschland GmbH http://www.compuserve.de 700.000 Teilnehmer (Deutschland) Monatlich: 9,95 US-Dollar

    zzgl. 2,95 US-Dollar/Stunde

    Tabelle 17: Online-Dienste in Deutschland

    Der älteste Online-Dienst der Welt ist CompuServe, der seit 1994 auch in Deutschland erreichbar ist. Hier finden sich zahlreiche „Veteranen“ der Online-Technologie, deren Interessenschwerpunkt vorwiegend in den Bereichen Computer und EDV liegt. Obwohl CompuServe 1997 vom Konkurrenten AOL übernommen wurde, existiert CompuServe weiterhin als eigenständiger Online-Dienst, um dort die Zielgruppe der computerorientierten und geschäftlichen Nutzer abzudecken.

    Mit über 15 Millionen Teilnehmern ist AOL der weltweit größte Online-Dienst, der seit 1995 auch in Deutschland vertreten ist. Im Gegensatz zu T-Online ist AOL Deutschland kein solitäres Unternehmen, sondern ein Joint-Venture der amerikanischen Muttergesellschaft (45%) mit Bertelsmann (45%) und dem Axel-Springer-Verlag (10%). Das AOL-Angebot orientiert sich an den Interessen der breiten Masse privater Konsumenten. Die Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen Computer, Entertainment, Finanzen, Gesundheit, Kiosk, Marktplatz, Nachrichten, Reise, Sport und Treffpunkt (Chat). Zudem profitiert AOL Deutschland im Content-Bereich von der Marktstellung des Teilhabers Bertelsmann in den Bereichen Buch/Buchclubs, Musik und Film.

    T-Online ist der älteste deutsche Online-Dienst, der bereits 1977 als textorientierter Bildschirmtext-Dienst gegründet wurde und seit 1983 im Regelbetrieb läuft. Erst 1993 gelang es dem Online-Dienst T-Online, der zuvor Bildschirmtext (Btx), später Datex-J und erst 1995 T-Online heißt, der kommerzielle Durchbruch. Grund waren vor allem die wachsende Computertechnik sowie ein neues Vermarktungskonzept. Mit über 2 Millionen Mitgliedern hält T-Online derzeit die Marktführerschaft inne.

    T-Online verfügte lange Zeit über entscheidende Vorteile gegenüber der Konkurrenz, die allerdings mehr und mehr in den Hintergrund rücken bzw. von der Konkurrenz ebenfalls geboten werden. Als Tochter der Deutschen Telekom AG war T-Online lange Zeit als einziger Online-Dienst bundesweit zum Ortstarif erreichbar. Dieser Vorteil existiert derzeit allerdings nicht mehr. Seit der Liberalisierung des Telefonmarkts gewähren auch private Telefongesellschaften bundesweit zugängliche Internet-Zugänge. Beispielsweise ermöglicht der Dienst 01019Freenet der Telefongesellschaft MobilCom einen bundesweiten Internet-Zugang für 5 Pfennig pro Minute an. Auch das Homebanking, gehört nicht mehr zum Alleinstellungsmerkmal von T-Online. Die Homebanking-Funktionalität wird von führenden Geldinstituten bereits vermehrt auf das Internet portiert. Um gegenüber Konkurrenten wieder ein Alleinstellungsmerkmal zu etablieren, macht sich T-Online die Leistungen der Muttergesellschaft Deutsche Telekom AG zu Nutze. Ab Sommer 1999 bietet T-Online einen im Vergleich zu ISDN 10 mal schnelleren Internet-Zugang auf Basis der ADSL-Technologie an. ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) ist ein digitales Übertragungsverfahren für Breitbandanwendungen, gekennzeichnet durch die Übertragung eines Hochbitratenstroms in die Richtung des Endanwenders (downstream bis zu 8 Mbit/s) und eines Niederbitratenstroms zu einer Zentrale bzw. Vermittlung (upstream bis zu 768 Kbit/s). Ab dem zweiten Halbjahr 1999 wird T-Online in den Großstädten Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Bonn, Frankfurt/Main, Stuttgart und München einen ADSL-Zugang anbieten .

    Der Betrieb eines etablierten Online-Dienstes wie T-Online, AOL oder CompuServe gehört – trotz Internet – noch immer zu einem lukrativen Geschäftsmodell. Hauptgründe hierfür sind vor allem der etablierte Kundenstamm, der bereits vor der Etablierung des Internet aufgebaut wurde, das Anbieten von Zusatzdiensten und Mehrwerten (wie ADSL-Zugang bei T-Online oder benutzerfreundliche Bedienung bei AOL), die technische Ausgereiftheit sowie die Sicherheit der proprietären Plattformen.

    Je mehr das Internet allerdings an Popularität gewinnt, um so schwieriger wird der Aufbau eines neuen Online-Dienstes. Diese Erfahrung konnten zahlreiche Anbieter in den Jahren 1994 bis 1996 machen, als das Internet kurz vor dem Durchbruch und gleichzeitig zahlreiche neue Online-Dienste vor dem Start standen . In Italien feierte „Italia Online“ von Olivetti Telemedia Premiere, Mitte 1995 startete in Großbritannien „UK Online“ als Ableger von America Online. Der Computerhersteller Apple Computer entwickelte aus dem seit 1985 existierenden „AppleLink“ zum Online-Dienste „eWorld“ weiter. In den USA war der Online-Dienst „Prodigy“ lange Zeit Konkurrenz von AOL. Die neu gestarteten Dienste wurden allerdings mangels Akzeptanz nach kurzer Betriebszeit wieder eingestellt. Nach nur zwei Jahren stellte Apple beispielsweise 1996 den Dienst „eWorld“ wieder ein.

    Ähnlich erging es dem proprietären Online-Dienst „Europe Online“, der vom Burda Verlag zusammen mit den Partnern Matra-Hachet (Frankreich) und der Pearsons Group (England) entwickelt wurde. Der Online-Dienst ging jedoch nie offiziell an den Start und wurde – nachdem sich Hauptgesellschafter Burda zurückgezogen hatte – zum Internet-Zugangsanbieter umkonzipiert.

    Ebenfalls nur von kurzer Dauer war der Online-Dienst MSN (The Microsoft Network) des Softwareunternehmens Microsoft. Der ebenfalls propiertäre Online-Dienst wurde 1995 in das Betriebssystem Windows 95 integriert, konnte jedoch die hohen Erwartungen und Mitgliederzahlen nicht erfüllen. Microsoft entschloß sich daraufhin, der proprietären Plattform den Rücken zu kehren und den Online-Dienst MSN auf Internet-Technologie zu portieren. Allerdings blieben die Nutzerzahlen (50.000 Teilnehmer im Dezember 1996) noch immer hinter den Erwartungen zurück; trotz Ausrichtung auf Entertainment-Inhalte und massiven Marketingoffensiven. Anfang 1998 wurde das Angebot daraufhin wieder auf Computer- und EDV-Themen reduziert. Nachdem Microsoft sich Ende 1998 auch aus dem Geschäftsfeld Access-Providing für MSN-Kunden zurückzog, ist vom einstigen Online-Dienst MSN lediglich eine Portal-Seite im Internet übriggeblieben.

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Nutzerfinanzierte Geschäftsmodelle

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    3.1.2 Nutzerfinanzierte Geschäftsmodelle

    Nutzerfinanzierte Geschäftsmodelle basieren auf Kundenbeziehungen in den Bereichen Business-to-Consumer, Business-to-Business sowie Business-to-Administration. In allen drei Bereichen stellen die Anbieter Waren, Informationen oder Dienstleistungen zur Verfügung, die vom Endkunden – sei es Privatkunde, Unternehmen oder Staat – zu einem bestimmten Preis gekauft werden. Bei nutzerfinanzierten Angeboten zahlt der Nutzer des Angebots die von ihm konsumierten Informationen mittels Mikrozahlungssystemen oder Abonnement-Lösungen. Nutzerfinanzierte Geschäftsmodelle zeichnen sich vor allem durch klare Preisstrukturen sowie eine fest definierte Zielgruppe aus.

    3.1.2.1 Access-Providing

    Das Geschäftsmodell des Access-Providings stellt die für den Datentransport notwendige Infrastruktur zur Verfügung und ermöglicht seinen Kunden den Zugang zum Internet zu differenzierten Konditionen. Hierbei werden bei Netzwerk-Providern Leitungskapazitäten angemietet und an Unternehmen oder Privatpersonen weitergegeben.

    Zumeist handelt es sich bei Access-Providern um Telefongesellschaften, aber auch kommunale Körperschaften wie Stadtwerke oder Verkehrsunternehmen, die über entsprechende Wegerechte verfügen, drängen auf den Markt des Access-Providings. Durch das Ende des Telekom-Monopols und die Liberalisierung des Kommunikationsmarktes ist mit einer Zunahme der Wettbewerbsintensität zwischen den Netzwerkdienstleistern zu rechnen. Leider ist die Zunahme des Wettbewerbs auf dem Telekommunikationsmarkt oft durch undruchsichtige Tarifstrukturen sowie die Umlage von Weiterleitungsgebühren (Interconnection Fees) auf die Endpreise gekennzeichnet.

    Generell ist dabei zwischen kommerziellen Anbietern als Provider im engeren Sinne und nicht-kommerziellen Anbietern zu unterscheiden . Zu Providern im engeren Sinne gehören dabei Unternehmen, die ein eigenes Netzwerk zur Anbindung anderer Kunden an das Internet betreiben. Zu den nicht-kommerziellen Anbietern zählen zum Beispiel Universitäten, Institute oder Vereine, die ihren Studenten bzw. Mitgliedern Zugänge zum Internet ermöglichen.

    Neben den reinen Internet Service Providern (ISP), die einen direkten Zugang zum Internet ermöglichen, spielen proprietäre Online-Dienste wie T-Online eine große Rolle im Markt des Access-Providings. Bei den in Deutschland vertretenen Online-Diensten T-Online, AOL und CompuServe handelt es sich um proprietäre Dienste, die – ähnlich einer geschlossenen Benutzergruppe – nur den jeweiligen Kunden des Online-Dienstes Zugang zu den Inhalten des Online-Dienstes gewährt. Die Online-Dienste bieten dabei eigene redaktionelle Inhalte oder bündeln fremde Inhalte zu thematisch geordneten Themenblöcken, wobei die Online-Dienste auf ein Netzwerk von Partnerunternehmen – zumeist aus dem Medienbereich – zurückgreifen, um die inhaltlichen Komponenten ihrer Dienste abzudecken. Mit Hilfe eines Gateways ermöglichen Online-Dienste ihren Kunden zusätzlich den Zugang zum weltweiten, offenen Internet.

    Zwischen den Online-Diensten und den ISPs werden die Grenzen allerdings immer verwaschener. Im Laufe der letzten Jahre näherten sich die reinen Acccess-Provider sowie die Online-Dienste mehr und mehr an. Aus ursprünglich reinen Access-Providern wie Germany.net oder Metronet entwickelten sich fast vollwertige Online-Dienste, während der Focus reiner Online-Dienste wie T-Online sich aus ihren proprietären Inhaltensbereich zurückziehen und auf die Intenet-Plattform setzen. T-Online wird beispielsweise Ende 1999 das E-Commerce-System innerhalb des T-Online-Dienstes einstellen, um zukünftig verstärkt E-Commerce-Lösungen auf Internet-Basis anzubieten. Der Online-Dienst CompuServe hat Informationsbereiche, die zuvor nur exklusiv CompuServe-Kunden vorbehalten waren, in das freie Internet verlagert.

    Access-Provider sind traditionell in verschiedenen Marktsegmenten tätig: Sie bieten zum einen Privatkunden den Zugang zum Internet und verbinden zum anderen Unternehmen untereinander zu sogenannten Intranets. Weitere Marktsegmente ergeben sich durch die Bereitstellung von Speicherkapazitäten und Datenbankressourcen sowie die Unterstützung der Kunden bei der Umsetzung des Online-Auftritts. Die Finanzierung des Access-Providings erfolgt durch Transaktionseinnahmen wie Übertragungsgebühren, Hardware-Komponenten sowie Gebühren für die sichere Abwicklung eines Zahlungsvorgangs.

    Neben einigen wenigen bundesweit tätigen Access-Providern arbeiten zahlreiche Provider regional oder innerhalb von Provider-Netzwerken, die im Franchise-Verfahren verbunden sind. Die bundesweit tätigen Provider betreiben Internet-Zugänge mit großen Leistungsreserven. Neben dem Privatkundengeschäft liegt die Zielgruppe großer Provider im Markt der Geschäftskunden. Da Geschäftskunden eine hohe Ausfallsicherheit, Datensicherungssystem sowie hohe Verfügbarkeit erwarten, werden kleine Provider ohne eigenes Leitungsnetz gegenüber größeren Mitbewerbern zunehmend ins Hintertreffen gelangen und sich nur noch auf den Bereich Business-to-Consumer beschränken.

    Durch die Liberalisierung des Telefonmarktes drängen neben klassischen Access-Providern, die sich fast ausschließlich auf Internet-Zugänge beschränken, zunehmend auch Sprachtelefonie-Anbieter auf den Access-Provider-Markt. Als erster Sprachtelefonie-Anbieter bot Mannesmann Arcor Ende 1998 im Call-by-Call-Verfahren den Zugang zum Internet ohne Anmeldung an. Mittlerweile bieten auch die Konkurrenzunternehmen wie MobilCom oder Viag Interkom ähnliche Dienste für Privatkunden an. Für Privatkunden liegen dabei die Kosten für den Internetzugang häufig sogar unter den Kommunikationskosten, die für normale Ortsgespräche im Netz der Deutschen Telekom anfallen. Der Dienst 01019Freenet von MobilCom kostet beispielsweise 5 Pfennig pro Minute inklusive Telefonosten, während Ortstgespräche der Telekom von 9-18 Uhr 8 Pfennig pro Minute kosten. Derartige Angebote der privaten Telefongesellschaften gefährden dabei das Geschäftsmodell des (außer Telefonkosten) kostenlosen Internet-Zugangs, den beispielsweise Germany.net (http://www.germany.de) anbietet. Es bleibt abzuwarten, wie Germany.net auf die günstigeren Zugangspreise der privaten Telefongesellschaften reagieren wird.

    Aber auch die umgekehrte Entwicklung ist festzustellen: Mit Hilfe der Internet-Telefonie – auch Voice over IP genannt – über das Medium Internet können Access-Provider auch Sprachtelefonie-Dienste anbieten und sich zur vollwertigen Telefongesellschaft wandeln. Im Zuge der Globalisierung bietet die Internet-Telefonie gerade für weltweite Ferngespräche ein gewichtiges Erfolgspotential. Zahlreiche Anbieter nutzen bereits die Internet-Telefonie als vielversprechendes Geschäftsmodell. Bertelsmann bietet über seine Netzwerktochter MediaWays Firmenkunden die Möglichkeit, die zentrale Telefonanlage auf ein Least-Cost-Routing auf IP-Basis umzustellen. Der Least Cost Router ermittelt bei jedem Anruf, ob das Gespräch über das herkömmliche Telefonnetz oder über das Internet erfolgen soll. Die Internet-Telefonie für Privatkunden mit Hilfe von Standardtelefonen plant derzeit das DPN Deutsches Provider Network durch die Anbindung der DPN-Knotenrechner an das öffentliche Telefonnetz. Bei Auslandsgesprächen liegt die Preisersparnis zwischen 70 und 80 Prozent . Einer Umfrage von TechConsult zu Folge nutzten 1998 bereits 7% der befragten Unternehmen die Internet-Telefonie, 24% werden diese Form des Telefonierens in Zukunft verstärkt nutzen. Nach einer Prognose von IDC werden Ende 1999 mehr als 16 Millionen Kunden weltweit per Internet telefonieren; das Umsatzvolumen wird auf 560 Millionen US-Dollar steigen .

    Tabelle 14 zeigt eine Auswahl von Access-Providern und Online-Diensten sowie die anfallenden Transaktionskosten für Privatkunden:

    Access-Provider Kosten Online-Dienst Kosten

    Uunet Deutschland

    http://www.uunet.de Monatlich: 15,- DM

    zzgl. 6 Pfennig/Minute T-Online

    http://www.t-online.de Monatlich: 8,- DM

    zzgl. 6 Pfennig/Minute

    MobilCom

    http://www.freenet.de 5 Pfennig/Minute CompuServe

    http://www.compuserve.de Monatlich: 9,95 US-Dollar

    zzgl. 2,95 US-Dollar/Stunde

    Viag Interkom

    http://www.viag-interkom.de 6 Pfennig/Minute AOL

    http://www.aol.de Monatlich: 9,95 DM

    zzgl. 3,9 Pfennig/Minute

    Arcor

    http://www.arcor.de 6 Pfennig/Minute

    Tabelle 14: Eine Auswahl von Access-Providern und Online-Diensten

    Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Access-Provider ist die Auslastung des Netzes durch Geschäfts- und Privatkunden. In der Regel kaufen Access-Provider fixe Bandbreiten von Basis-Netzbesitzern wie Deutsche Telekom AG oder DBKOm der Deutsche Bahn AG. Die Access-Provider müssen daher bedacht sein, im Rahmen einer Mischkalkulation Kunden sowohl im Business-to-Business als auch im Business-to-Consumer-Bereich zu akquirieren, um eine ausgewogene Auslastung der Bandbreiten zu gewährleisten. Während Geschäftskunden hauptsächlich innerhalb der Geschäftszeiten die Bandbreiten belegen, sorgen Privatkunden außerhalb der Geschäftszeiten für die nötige Auslastung . Die Notwendigkeit der optimalen Auslastung erklärt auch die Öffnung bisheriger nur für Firmenkunden zugänglicher Netze für Privatkunden, beispielsweise das IBM Global Network. Allerdings können Systeme, die ursprünglich nur auf Privatkunden abzielten, in wirtschaftliche Probleme geraten. Das gilt beispielsweise für die Initiative Bayern online der Bayerischen Staatsregierung, die in Form von sogenannten Bürgernetzen z.B. kostenlose Internetzugänge anbietet und nach Ende der staatlichen Unterstützung ohne kommerzielle Angebote in Probleme geraten kann.

    Das Geschäftsmodell des Access-Providings eignet sich nicht nur für Telekommunikations-Unternehmen, die Internetzugänge als Hauptgeschäft betreiben. Ein tragfähiges Business-Modell ist auch in anderen Marktsegmenten möglich, beispielsweise als Instrument zur Kundenbindung. Computerhändler, Softwareunternehmen oder Unternehmen im Medienbereich können das Access-Providing als Instrument zur Kundenbindung oder Neukundengewinnung einsetzen. Beispielsweise tritt die Tageszeitung Rheinische Post auch als regionaler Zugangsprovider auf und bietet seinen Abonnenten günstige Internetzugänge an. Der Fußballverein MSV Duisburg bietet Mitgliedern und Dauerkartenbesitzern als Zusatzleistung ebenfalls einen Internetzugang an. Allerdings sehen sich derartige Angebote einer Zunahme des Wettbewerbs gegenüber, sowohl in der Preispolitik als auch in Bezug auf Infrastruktur, Ausfallsicherheit und hoher Verfügbarkeit. Oftmals erfolgt eine Subventionierung des Providings durch das Kerngeschäft des Unternehmens. Eine Alternative, um derartigen Risiken aus dem Weg zu gehen, bieten Kooperationen mit Access-Providern, die sich über Provisionen für vermittelte Kunden finanzieren. Beispielsweise bietet die Vereinsbank ihren Kunden ein Homebanking-Paket bestehend aus Modem und T-Online-Zugang. Die Suchmaschine Yahoo! bietet mit Yahoo! Online einen Internet-Zugang für Privatkunden und nutzt dabei die Netzinfrastruktur von Mannesmann Arcor.

    Tabelle 15 zeigt eine Übersicht möglicher Ansätze und Faktoren, das Access-Providing als Hauptgeschäft oder als Marketing- bzw. Vertriebsinstrument zu betreiben.

    Ansatz Ziel Relevante Faktoren Beispiele

    Providing als Hauptgeschäft Erlöse durch Verkauf von Internetzugängen – Konkurrenz vor Ort

    – Netzanbindung am Standort

    – Marktsättigung

    – Franchising Ja/nein

    – Werbepotential

    – Unterstützung von dritter Seite – Regionale Provider, z.B NetCologne in Köln oder ISIS in Düsseldorf/Duisburg

    Providing als Marketinginstrument Stärkung des Kerngeschäfts – Kundenstruktur

    – Eignung des Sortiments

    – Konkurrenz vor Ort

    – Vertriebsaspekte

    – Evtl. Subventionierung des Providings durch das Kerngeschäft – Suchmaschinen, z.B. Yahoo! Online

    Providing zur Leserbindung – Umwegrentabilitäten (Vertriebsaspekte), Anzeigenverkauf, Konkurrenzanalyse, Marktzustand – Tageszeitungen, z.B. Rheinische Post

    Providing als Vertriebsplattform Gewinnung neuer Kunden – Marktzustand

    – Sortiment

    – Konkurrenzanalyse

    – Evtl. Subventionierung des Providings durch das Kerngeschäft – Handelshäuser als Provider, z.B. Primus Online (Metro)

    – Banken und Sparkassen als Provider

    Providing als Basis für weitere Netzdienstleistungen Kundenbindung – Portfolio

    – Marktsegment

    – Marktzustand

    – Evtl. Subventionierung des Providings durch das Kerngeschäft – Softwarehäuser, z.B. IBM mit IBM Global Network

    Tabelle 15: Aspekte des Access-Providings als Bunsinessmodell

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Werbefinanzierte Geschäftsmodelle

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    3.1.1 Werbefinanzierte Geschäftsmodelle

    Anbieter, dessen Internet-Angebote werbefinanziert sind, versammeln auf ihrer Internet-Seite möglichst viele Nutzer, um die Attraktivität für die Werbekunden möglichst hoch zu halten. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Informationsanbieter, die in Form von publikumsträchtigen Online-Magazinen, elektronischen Zeitungen oder Nachrichten-Services ein breit gefächtertes Angebot für eine breite Zielgruppe bieten. Andere Anbieter plazieren dort Werbung in Form von Werbebannern, gemieteten redaktionellen Bereichen oder Textwerbung als sogenannte „Paid Link Placements“ ([Bhat98], Seite 117). Bevor im folgenden auf die Beispiele werbefinanzierter Angebote eingegangen wird, erfolgt zunächst eine Betrachtung der wichtigsten Elemente der Internet-Werbung.

    3.1.1.1 Werbung im Internet

    In der Literatur wird Werbung als jede bezahlte Form der nicht-persönlichen Präsentation und Förderung von Ideen, Waren oder Dienstleistungen durch einen Auftraggeber verstanden . Das hat sich auch im Kommunkationsmedium Internet nicht geändert. Auch im Internet handelt es sich bei Werbung um eine Beeinflussung des Betrachters, der beim Konsumenten marktrelevante Einstellungen und Verhaltensmuster im Sinne der Unternehmensziele bewirken soll.

    Zumeist hat Werbung sowohl ökonomische als auch psychographische Ziele . Die ökonomischen Ziele setzen sich aus den Zielen Gewinn- und Umsatzsteigerung zusammen. Daneben können aber auch psychographische Ziele wie die Erhöhung der Marken- oder Firmenbekanntheit, die Bildung von Einstellungen zu Produkten und Marken oder die Schaffung von Kaufabsichten maßgebend sein.

    Einer Untersuchung zufolge gelten als wichtigste Ziele der Internet-Werbung die Verbesserung des Bekanntheitsgrades, das Ansprechen neuer Zielgruppen, die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen sowie das Erschließen neuer Absatzgebiete . Im Internet wird Werbung häufig in den elektronischen Pendants gedruckter Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen geschaltet. Daneben sind vor allem Webseiten mit hohen Seitenabrufen das Ziel von Werbung, was einer Plakatwerbung an stark frequentierten Orten entspricht. In der Regel gehören hierzu Suchmaschinen und Verzeichnisse, aber auch Special-Interest-Angebote mit hohen Nutzerzahlen wie das Online-Magazin Kostenlos.de .

    Im Vergleich zu traditioneller Werbung in den Medien Print, TV oder Hörfunk bietet die Werbung im Internet dem Werbetreibenden zusätzliche Vorteile:

    • Rückkanal: Im Internet besteht stets ein Rückkanal vom Werbekunden zum Werbetreibenden, der beispielsweise das Anfordern weiterer Informationen ohne Medienbruch (z.B. durch Telefon oder Postkarte) ermöglicht.

    • Meßbarkeit: Der Erfolg einer Werbekampagne ist für den Werbetreibenden sofort meßbar anhand sogenannter PageViews (Einblendungen der Werbung) sowie AdClicks (Mausklicks auf den Werbebanner).

    • Aktualität: Im Internet kann der Werbetreibende Informationen von höchster Aktualität liefern und kurzfristig auf Markt- oder Konsumentenveränderungen reagieren.

    • Produktionskosten: Die Produktionskosten für Werbebanner oder Textwerbungen fallen wesentlich geringer aus als für Anzeigen in Print-, TV- oder Hörfunk-Medien.

    Neben den Vorteilen ergeben sich für den Werbetreibenden allerdings auch Probleme und Nachteile, die nicht außer Acht gelassen werden sollten:

    • Emotionale Werbung: Für emotionale Werbung, die mit Hilfe der Vermittlung von Gefühlen, Werten und Ideen durch Bilder, Filmsequenzen und Musik eine Beeinflussung des Kunden erzielt, ist das Internet derzeit ungeeignet, da sich die dazu notwendigen breitbandigen Übertragungstechnologien wie ADSL oder Internet via Stromleitung noch nicht durchgesetzt haben .

    • Multimedialität: Im Vergleich zu Fernsehspots mangelt es Internet-Werbung an multimedialen Fähigkeiten, um Werbebotschaften zu übermitteln. Zwar lassen sich im Internet zahlreiche, individuelle Detailinformationen vermitteln, aber das Medium TV verfügt über wesentlich ausgefeiltere Möglichkeiten für wirkungsvoll umgesetzte Werbespots mit Musik und anderen Multimedia-Elementen.

    • Zielgruppen: Aufgrund der in Deutschland noch mangelnden Repräsentanz des Internet lassen sich derzeit noch nicht alle Zielgruppen per Internet-Werbung erreichen. Beispielsweise kann das Internet bei der Zielgruppe der Hausfrauen oder Mütter die Werbeziele noch nicht zufriedenstellend erfüllen.

    3.1.1.1.1 Werbeformen

    Den werbetreibenden Anbietern stehen im Internet zahlreiche unterschiedliche Werbeformen zur Verfügung, wobei die klassische Form des Werbebanners die verbreitetste Anwendung findet. Im Einzelnen stehen folgende Werbeformen zur Verfügung:

    • Werbebanner: Grafisch animierte Werbeschaltflächen, die auf der Internet-Seite des Anbieters zumeist an fest definierten Werbeplätzen erscheinen. Mittlerweile haben sich gewisse Quasi-Standards für die Größe der Werbebanner etabliert. Die meisten Werbebanner weisen die Größen 130×80 Pixel, 117×60 Pixel, 156×60 Pixel, 234×60 Pixel oder 468×60 Pixel auf.

    Werbebanner sind in der Regel keine statischen Grafiken, sondern eine Abfolge animierter Einzelgrafiken, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Werbebanner zu lenken.

    Mittlerweile existieren bereits neue Werbebanner-Formate, beispielsweise HTML-Banner. Hierbei handelt es sich um HTML-Code, der in der Größe des Werbebanners einen interaktiven Banner erzeugt. Ein HTML-Banner wird aus einer Reihe von HTML-Befehlen erzeugt, die innerhalb des Quellcodes der Seite des Werbeträgers eingefügt werden. Der Betrachter kann innerhalb des Banners eine Auswahl treffen – beispielsweise einen Versicherungsbetrag auswählen – und gelangt dadurch beim Anbieter auf ein ganz spezielles Unterangebot, das der Auswahl innerhalb des HTML-Banners entspricht. In Kombination mit Javascript können HTML-Banner auch interaktive Elemente enthalten, zum Beispiel kleine Spiele mit oder ohne Gewinnchance.

    • Textwerbung: Neben der grafischen Werbung auf der Internet-Seite eines Anbieters bieten sich auch Textwerbungen in Newslettern des Anbieters an. Hierbei wird in einem bestimmten Bereich des Newsletters ein Werbetext inklusive Hyperlink zum Angebot des Werbetreibenden plaziert. Wird der Newsletter im HTML-Format verschickt, sind auch optisch ansprechende Werbungen im HTML-Format möglich, die in Erscheinungsbild und Wirkung den klassischen Werbebannern entsprechen.

    Eine andere Form der Textwerbung bietet sich in Newsgroups und Chats sowie per E-Mail. Eine entsprechende Textwerbung läßt sich hier beispielsweise im Fußzeilenbereich der E-Mail oder des Newsgroup-Beitrags plazieren.

    • Microsites/Nanosites: Microsites gehen einen Schritt weiter als Werbebanner und vermitteln detailliertere Werbebotschaften in Form von mehreren kleinen Internet-Seiten, die in die Webseite integriert werden. Microsites lassen sich auch als Mini-Website auf der Größe eines Banners bezeichnen. Hierbei wird auf der Werbefläche eine komplett funktionsfähige Webseite eingeblendet, in der beliebig viele und komplexe Webseitenbereiche verlinkt werden können. Der Ziel-Inhalt wird allerdings nicht in einem neuen Fenster, sondern ebenfalls an demselben Werbeplatz angezeigt. Hierdurch lassen sich komplette Mini-Shops mit allen Funktionalitäten anbieten, ohne daß der Betrachter die Internet-Seite verlassen muß.

    • Transaktive Banner: Transaktive Banner bieten dem Nutzer mehr Nutzwert und Funktionalität, indem beispielsweise sämtliche relevanten Produktinformationen und Sales-Services im Banner enthalten sind und der Nutzer hierzu die Webseite des Werbeträgers nicht verlassen muß – Das Unternehmen geht zum Kunden und nicht umgekehrt. Die multifunktionalen Banner basieren auf den Programmiersprachen Shockwave oder Java.

    • Unterbrecherwerbung (Interstitials): Wie der Name bereits verrät, unterbrechen Unterbrecherwerbungen den Nutzer beim Besuch einer Internetseite unabhängig von seinem Verhalten, vergleichbar mit einer Werbeunterbrechung im Fernsehen. Beim Aufruf einer Seite wird dem Betrachter zunächst eine Unterbrecherwerbung präsentiert, bevor er zum eigentlichen Inhalt der Seite gelangt. Der Betrachter ist somit gezwungen, der Werbung seine Aufmerksamkeit zu widmen.

    Ein Beispiel für erfolgreiche Unterbrecherwerbung zeigt der Internet-Provider Germany.net , der Kunden – abgesehen von Kommunikationskosten – den kostenlosen Zugang zum Internet ermöglicht. Zur Finanzierung des kostenlosen Dienstes erhält der Benutzer nach sechs bis zehn angewählten Internet-Seiten eine unterbrechende Werbeseite.

    • Rich-Media-Banner: Diese Bannerart integriert Multimedia-Funktionalitäten in einen Werbebanner. Mit Hilfe von Plugins und Servererweiterungen lassen sich beispielsweise Video- und Audio-Informationen oder Virtual-Reality-Anwendungen in Werbebanner integrieren. Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung bietet der sogenannte Comet Cursor der amerikanischen Firma Comet Systems . Die Rich-Media-Anwendung verwandelt den Mauszeiger während der Betrachter mit der Maus über die Werbung fährt, beispielsweise bei Werbung für einen Blumenversand in einen Blumenstrauß oder eine Gießkanne. Der Mauszeiger dient somit dazu, zusätzliche Werbebotschaften oder Zusatzinformationen zu vermitteln. Einer Studie von Millward Brown Interactive zufolge können die Klickraten eines Banners mit dieser integrierten Technologie um bis zu 97%, vor allem aber die Erinnerungsraten des Produkts bzw. der Marke um bis zu 222 % erhöht werden.

    • Sponsoring: Das Sponsoring ist eine Werbeform, in der Werbetreibende einen Online-Auftritt sponsern, statt für eine bestimmte Werbefläche zu bezahlen. Der Sponsor findet zumeist durch Einblendung des Firmenlogos an prominenter Stelle Erwähnung. Im Internet unterstützen zumeist große, etablierte Internet-Anbieter kleine, aufstrebende Online-Auftrtitte. Zum Beispiel wird die relativ kleine Internet-Gewinnspielesammlung Gewinnspiele.com von Online Today, der Online-Ausgabe der Fernsehzeitschrift TV Today, sowie dem Internet-Provider DPN Deutsches Provider Network gesponsert.

    Abbildung 18: Sponsoren sind auf der gesponserten Seite (hier: die Gewinnspiele-Sammlung Gewinnspiele.com) durch ihr Firmenlogo vertreten

    3.1.1.1.2 Werbekosten

    Die Kosten für eine Werbung im Internet sind – im Vergleich zu TV-, Print- und Hörfunk-Werbung – noch relativ gering. Die Höhe der Kosten richtet sich nach der Bekanntheit bzw. Reichweite der Internet-Seite sowie der Art, Größe, Plazierung und Dauer der Werbeanbringung. Ausschlaggebend für die Preisgestaltung ist dabei die Reichweite des Werbeträgers.

    In den Anfängen der Internet-Werbung fehlte oftmals ein einheitlicher Preisfaktor, mit dem die Werbepreise auf Internet-Seiten objektiv verglichen werden konnten. Da einheitliche Meßgrößen für die Reichweite von Internet-Seiten fehlten, wurden oft wöchentlich oder monatliche Pauschalpreise verlangt; unabhängig von den tatsächlichen Besucherzahlen des Angebot.

    Nach zum Teil heftigen Diskussionen haben sich unterschiedliche, vor allem in den USA entwickelte Kennzahlen für die Reichweitenmessung von Internet-Angeboten durchgesetzt. Die wichtigsten Meßgrößen sind dabei PageViews bzw. PageImpressions, die die Anzahl der Seitenabrufe definiert und als Grundlage für die objektive Preisgestaltung von Online-Werbung dient.

    Als vergleichbare Meßgröße für Internet-Werbung hat sich der sogenannte Tausender-Kontakt-Preis (TKP) etabliert. Der Werbetreibende zahlt pro tausend eingeblendeter PageImpressions einen fixen Preis, der in der Regel zwischen 20,- DM und 120,- DM liegt. Damit erhalten Werbetreibende eine vergleichbaren Preisfaktor für Werbung auf Internet-Seiten.

    Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl der Reichweiten sowie TKP-Preise stark frequentierter deutscher Internet-Angebote:

    Internet-Angebot PageViews

    im Juni 1999 Visits

    im Juni 1999 TKP

    AOL

    http://www.aol.de 10.202.548 2.300.876 Zwischen 25,- DM und 150,- DM

    BILD online

    http://www.bild.de 8.088.181 2.589.471 Zwischen 50,- DM und 90,- DM

    CHIP online

    http://www.chip.de 3.550.049 849.034 Zwischen 50,- DM und 110,- DM

    Die WELT online

    http://www.welt.de 3.442.890 1.043.394 Zwische 30,- DM und 90,- DM

    DM-Online

    http://www.dm-online.de 5.558.952

    1.781.814 Zwischen 100,- DM und 125,- Dm

    Suchmaschine Fireball

    http://www.fireball.de 41.658.538 9.349.126 Zwischen 40,- DM und 175,- DM

    FOCUS Online

    http://www.focus.de 34.561.897 8.839.569 Zwischen 50,- DM und 115,- DM

    RTL Online

    http://www.rtl.de 10.806.791 3.102.780 Zwischen 40,- DM und 90,- DM

    SAT.1 online

    http://www.sat1.de 16.705.392 3.630.728 Zwischen 45,- DM und 100,- DM

    STERN online

    http://www.stern.de 27.469.742 4.595.992 Zwischen 50,- DM und 130,- DM

    Tabelle 11: Reichweiten und TKP (Tausender-Kontakt-Preis) ausgesuchter Online-Angebote im Juni 1999

    3.1.1.2 Beispiele werbefinanzierter Online-Magazine

    Da die Finanzierung mittels Werbung zur verbreitetsten Form der Finanzierung von Internet-Angeboten gehört, finden sich in dieser Kategorie auch die meisten Beispiele werbefinanzierter Angebote. Die werbefinanzierten Internet-Magazine lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

    • Online-Varianten von Offline-Medien: Zahlreiche Anbieter von Printprodukten wie Zeitschriften oder Zeitungen betreiben im Internet ein elektronisches Pendant des Print-Produkts, beispielsweise die Süddeutsche Zeitung (http://www.sueddeutsche.de), Der Spiegel (http://www.spiegel.de) oder die Rheinische Post (http://www.rp-online.de). Als eines der ersten Online-Magazine, das als Ergänzung zur gedruckten Variante diente, gilt das US-amerikanische Online-Magazin HotWired (http://www.hotwired.com) als Online-Supplement zur Printausgabe Wired Magazine. Auch Fernseh- und Rundfunkanstalten wie ARD (http://www.ard.de), ZDF (http://www.zdf.de) oder WDR (http://www.wdr.de) betreiben eigene Internet-Seiten, die redaktionelle Informationen aus dem Offline-Medium TV und Hörfunk online präsentieren.

    Abbildung 19: Zeitungen, Zeitschriften, TV- und Hörfunkstationen sind im Internet mit entsprechenden werbefinanzierten Online-Angeboten vertreten, beispielsweise der WDR.

    • Suchmaschinen und Link-Verzeichnisse: Um das Problem der Informationsflut und der mangelnden Strukturiertheit der Informationen zu lösen, entstanden im Internet bereits früh Suchmaschinen. Die sogenannten Search-Engines durchsuchen das Internet selbständig mittels intelligenter Roboter und indizieren die gefundenen Seiten, um eine möglichst effektive Schlagwort- oder Volltextsuche zu ermöglichen. Neben der reinen Suchfunktion bieten die meisten Suchmaschinen auch eine Katalogfunktion, die die besten oder beliebtesten Seiten in einem redaktionell betreuten Internet-Katalog zusammenfassen. Einige Suchmaschinen haben sich auf bestimmte Informationen bzw. Themengebiete spezialisiert, beispielsweise Newsgroups oder E-Mail-Adressen. Tabelle 12 zeigt eine Auswahl von Suchmaschinen:

    Suchmachine Internet-Adresse

    Yahoo! http://www.yahoo.de

    Fireball http://www.fireball.de

    AltaVista http://www.altavista.com

    Lycos http://www.lycos.de

    Excite http://www.excite.de

    Bigbook (Fokus auf Wirtschaftsunternehmen) http://www.bigbook.com

    Deja News (Fokus auf Newsgroups) http://www.dejanews.com

    Suchen.de (Fokus auf deutsche E-Mail-Adressen) http://www.suchen.de

    Tabelle 12: Suchmaschinen im Internet (Auswahl)

    Der Wettbewerb der Suchmaschinen untereinander führte bisher dazu, daß die Suchmaschinenenanbieter neben den Such- und Katalogfunktionen ihr Angebot um weitere Dienste ergänzten, um die Attraktivität des Angebots zu erhöhen und sich gegenüber Wettbewerbern abzuheben. Hierzu gehören vor allem tagesaktuelle Nachrichten, Wetterberichte oder Finanzinformationen. Im allgemeinen sind drei Trends zu beobachten :

    1. Individualisierung: Die Suchmaschinen-Seiten werden im zunehmenden Maße für den Benutzer personalisierbar. Der Benutzer kann sich beim Aufrufen der Seite vorausgewählte Inhalte anzeigen lassen, beispielsweise „My Yahoo!“ der Suchmaschine Yahoo! (http://www.yahoo.de)

    2. Regionalisierung: Suchmaschinen richten sich zunehmen national und regional aus und unterscheiden in länderspezifische Inhalte, zum Beispiel Yahoo! Canada

    3. Spezialisierung: Suchmaschinen konzentrieren sich auf bestimmte Inhalte oder bündeln fachspezifische Informationen unter einem Dach zusammen; oftmals auch durch Co-Branding mit kompetenten Partnern, zum Beispiel Yahooligans (Yahoo! für Kinder).

    Da die Suchfunktionen und Zusatzinformationen für den Benutzer generell kostenlos sind, erfolgt die Finanzierung der Suchmaschinen fast ausschließlich über Werbung. Neben der Werbung eröffnen sich den Suchmaschinen mittlerweile auch durch Kooperationen mit Produktanbietern oder Dienstleistern weitere Einnahmequellen. Im Vergleich zu den Werbeeinnahmen sind die Einnahmen durch Kooperationen allerdings noch vernachlässigbar, bieten jedoch Potential für eine erfolgreiche zweite Finanzierungsform für Suchmaschinen. Die Suchmaschine Fireball (http://www.fireball.de) kooperiert beispielsweise mit dem Bücherversender BOL von Bertelsmann (http://www.bol.de), dem CD-Versand CD4You von Primus Online (http://www.cd4you.de), dem Reiseveranstalter Travel Channel (http://www.travelchannel.de) sowie dem Online-Auktionshaus Ricardo (http://www.ricardo.de). Die Kooperationspartner erhalten auf der Internet-Seite der Suchmaschine einen Werbebanner; die Finanzierung erfolgt über prozentuale Provisionen für verkaufte Produkte. Für Buchverkäufe liegen die Provisionen beispielsweise zwischen 7% und 15% vom Verkaufspreis.

    Abbildung 20: Die Schaltflächen der Kooperationspartner Ricardo, BOL, CD4YOU und TravelChannel auf der Suchmaschine Fireball

    • Special-Interest-Angebote: Neben den Online-Magazinen, die aus traditionellen Print-Magazinen oder TV- bzw. Hörfunkanstalten hervorgehen und beispielsweise das Printprodukt ergänzen, existieren im Internet zahlreiche Special-Interest-Angebote, die direkt aus dem Internet hervorgehen und sich ebenfalls durch Werbung finanzieren.

    Das Informationsangebot der Special-Interest-Angebote ist breit gefächert. In den Anfängen des Internet beschränkte sich das Angebot vornehmlich auf Themen, die direkt der Zielgruppe der Internet-Benutzer entsprach, etwa Hardware- und Software-Themen. Zu einem der ersten populären Special-Interest-Angebote gehört GamesDomain , das sich mit dem Thema PC-Spiele befaßt.

    Je mehr sich das Internet zum Massenmedium entwickelt, werden neben internet- und PC-relevanten Themen auch weitere Themenbereiche erschlossen. Im Prinzip lassen sich bereits jetzt zu fast allen denkbaren Themengebieten und Bereichen des Lebens passende Special-Internet-Angebote finden. Tabelle 13 zeigt eine Auswahl unterschiedlicher Themengebiete sowie entsprechender werbefinanzierter Special-Interest-Angebote im Internet.

    Themengebiet Internet-Adressen

    Archäologie http://www.ufg.uni-freiburg.de/d/link/subject/

    Architektur http://www.architecture.de

    Astronomie http://www.sternklar.de/

    Biologie http://www.biologie.de

    Chemie http://www.chemie.de

    Erziehung http://www.erzieherin.de

    Gärtnerei http://www.botanikus.de/

    Geschichte http://www.hdg.de/

    Kochen http://www.kuechentips.de/

    Radfahren http://www.bikesport.de/veloweb/

    Tabelle 13: Special-Interest-Angebote im Internet

    3.1.1.3 Beispiele werbefinanzierter Push-Dienste

    Mit der Entstehung der Push-Technologie wurde die im Internet traditionell verbreitete Pull-Methode praktisch auf den Kopf gestellt. Traditionell findet im Internet die Pull-Methode Anwendung: Um an die gewünschten Informationen zu gelangen, muß der Anwender selbst tätig werden und gezielt verschiedene Internet-Seiten und Informationsanbieter durchsuchen. Die Informationsbeschaffung erfolgt somit über eine Vielzahl einzelner, getrennter Informationsanbieter – die Information wird vom Benutzer selbst aus dem Netz „gezogen“ (Pull). Der Benutzer steht damit allerdings – insbesondere vor dem Hintergrund der unüberschaubaren Vielfalt von Informationen im Internet – in einem Kosten-/Nutzen-Konflikt in Bezug auf Umfang und Qualität der benötigten Informationen. Aufgrund der Informationsvielfalt kann der Benutzer die erforderlichen Informationen oftmals nicht in angemessener Zeit recherchieren.

    Mit der Push-Technologie wird der Prozeß der Informationsbeschaffung umgekehrt. Der Benutzer muß nicht mehr selbst die gesuchten Informationsquellen aufsuchen, sondern erhält über einen Push-Technologie-Anbieter nutzerspezifische Informationen automatisch zugesandt (Push). Hierzu muß sich der Benutzer allerdings zunächst bei einem Push-Anbieter registrieren und dessen Push-Software auf seinem PC-System installieren. Nach der Auswahl der Informationsquellen und -Themen erhält der Benutzer anschließend – ohne weitere Aufforderung – die neuesten Nachrichten und Informationen aus seinem Interessengebiet, ergänzt durch Werbung. Die Präsentationsarten können vom rein statischen Text bis zu multimedialem Bewegtbild reichen. Bei einigen Anbietern lassen sich die „gepushten“ Informationen auch offline lesen oder in Form eines informativen Bildschirmschoners oder Nachrichtentickers einblenden.

    Gegenüber der konventionellen Informationsübermittlung ergeben sich für den Benutzer Zeit- und Kostenersparnisse, da die Informationen direkt auf den PC des Benutzers übertragen werden. Der Anbieter muß sich hingegen nicht mehr darum bemühen, Kunden auf seine Internet-Seite zu führen, da er die registrierten Kunden automatisch mit Hilfe der Push-Technologie erreicht. Die Registrierung sowie die Auswahl der Interessengebiete des Kunden ermöglichen dem Anbieter zudem, detaillierte Kundenprofile anzulegen. Die Kundenprofile lassen sich im Rahmen des One-to-One-Marketings für zielgruppengerechte Werbemaßnahmen einsetzen. Dank der Push-Technologie erhöht sich des weiteren die Qualität der Werbung, da der Push-Anbieter vorselektierte, hochaktuelle – im Prinzip minutenaktuelle – Informationen direkt auf den PC des Betrachters übertragen kann. Da die Werbung innerhalb der proprietären Software des Push-Anbieters erscheint, kommen problemlos neue Werbeformen und –techniken zum Einsatz. Der Push-Anbieter PointCast setzt Werbung beispielsweise in Form aufwendiger Multimedia-Animationen mit bis zu zehn Bildern pro Sekunde ein.

    Mit über 1,2 Millionen registrierten Anwendern gehört der US-amerikanische Anbieter PointCast zu einem der größten Anbieter von Push-Informationen. PointCast bietet Informationen aus über 700 Informationsquellen wie CNN, Wall Street Journal, New York Times, Reuers, Time oder Wired. Seit November 1998 existiert auch eine deutsche Version von PointCast mit entsprechenden deutschsprachigen Informationsanbietern. Im Loewe-Channel können Anwender aus einem Angebot von über 100 deutschen Internet-Angeboten ihre Präferenzen auswählen und sich bei Änderungen die Inhalte beispielsweise per E-Mail schicken lassen.

    Abbildung 21: Der Push-Dienst PointCast gehört zu den beliebtesten Push-Diensten im Internet

    Neben den Push-Diensten wie PointCast, die in Form einer proprietären Software Informationsquellen bündeln, existieren sogenannte intelligente Agenten („intelligent agents“) bzw. sogenannte Bots , die – mit eine Suchprofil des Nutzers ausgestattet – das Internet nach bestimmten Informationen durchsuchen. Die intelligenten Agenten ermitteln anhand intelligenter Algorithmen die gewünschten Informationen. Beispielsweise durchsuchen Agenten Online-Auktionen, Shopping-Angebote oder Datenbanken. Das Ergebnis wird anschließend in einer vom Nutzer vorgegeben Form präsentiert und beinhaltet neben den reinen Informationen auch Werbung zur Finanzierung des Dienstes.

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Klassifizierung der Geschäftsmodelle im Internet

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    3 Klassifizierung der Geschäftsmodelle im Internet

    Um die Dimensionen, Möglichkeiten und Grenzen neuer und innovativer Geschäftsmodelle im Internet zu untersuchen, erfolgt in diesem Kapitel eine Klassifizierung der Geschäftsmodelle im Internet. Die Klassifizierung wird begleitet von Hinweisen auf erfolgreiche bzw. gescheiterte Versuche sowie der Analyse der Erfolgsfaktoren und Finanzierungsmöglichkeiten der einzelnen Modelle.

    Das Feld der internetbasierten Geschäftsmodelle ist vielfältig und aufgrund des innovativen Charakters des Internets nur durch die Phantasie und Innovationsbereitschaft neuer Anbieter begrenzt. In diesem Kapitel werden alle neuen und innovativen Internet-Geschäftsmodelle vorgestellt, wobei sich die Frage der Klassifizierung der Geschäftsmodelle stellt. In der wissenschaftlichen Literatur existieren unterschiedliche Ansätze , die allerdings nur bedingt für eine Klassifizierung der neuen Internet-Geschäftsmodelle geeignet sind:

    Klassifizierungsmodell 1: Nach angebotener Information und Aufwand der Realisierung. Hier unterscheiden die Autoren zwischen vier Modellen von der Online-Informationsbroschüre bis zum virtuellen Geschäft.

    Klassifizierungsmodell 2: Nach funktionalen Kriterien. In diesem Modell werden sämtliche Internet-Seiten in zwei Kategorien eingeteilt. Während Seiten der ersten Kategorie auf das Angebot aufmerksam machen, stellen die Seiten der zweiten Kategorie das eigentliche Angebot dar.

    Klassifizierungsmodell 3: Nach Internetbezug. Hier unterscheiden die Autoren zwischen Aktivitäten zur Unterstützung netzunabhängiger und netzbezogener Geschäftsfelder. Während zur Gattung der netzunabhängigen Geschäftsfelder der Verkauf von materiellen Produkten gehört, finden sich in der zweiten Gattung netzbezogener Geschäftsfelder die Bereitstellung von Datenleitungen oder Plattenplatz für ein virtuelles Geschäft.

    Die drei Modelle eigenen sich allerdings nur bedingt für die Klassifizierung der hier vorgestellten neuen Geschäftsmodelle, da sie zum einen zu veraltet sind, um die aktuellen Entwicklungen und die Dynamik des Internet widerspiegeln zu können, und zum anderen zu undifferenziert sind für die Vielfalt und das Spektrum der innovativen Geschäftsmodelle.

    Modell 1 aus dem Jahre 1994 ist nicht geeignet, da es sich ausschließlich auf das Modell eines virtuellen Geschäfts stützt. Hier finden z.B. keine Modelle Berücksichtigung, die auf Finanz- oder Informationsdienstleistungen basieren.

    Das 2. Modell erweist sich bei näherer Betrachtung als zu undifferenziert für die Beschreibung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Zudem beschränkt das Modell die Geschäftsfelder auf WWW-Seiten, obwohl das Internet nicht nur aus WWW-Seiten besteht, sondern das World Wide Web lediglich einer von vielen Diensten im Internet ist.

    Modell 3 ist ebenfalls zu undifferenziert und beschränkt sich zu sehr auf die netzbezogenen geschäftlichen Aktivitäten.

    Killius und Mueller-Oerlinghausen unterscheiden vier Kategorien von innovativen Geschäftsmodellen, die an das Bild eines virtuellen Marktplatzes angelehnt sind. Der virtuelle Marktplatz setzt sich hier aus Bereitsteller der Infrastruktur, Makler, Aggregatoren von Angeboten und Agenten zusammen, wie Abbildung 17 zeigt.

    Abbildung 17: Kategorisierung in Form eines virtuellen Marktplatzes

    Infrastruktur: Die Geschäftsmodelle der Kategorie Infrastruktur sorgen für das Funktionieren des Marktes für Online-Transaktionen und ermöglichen die Verbindung zwischen Anbieter und Abnehmer auf dem virtuellen Marktplatz.

    Makler: Die Geschäftsmodelle der Makler basieren auf der vorhandenen Infrastruktur und bringt die Angebote der Anbieter sowie die Nachfragewünsche der Abnehmer zur Deckung. Sie dienen praktisch als Werkzeug, um in der Vielfalt des Informations- und Medienangebote in kürzester Zeit die gewünschten Informationen zu ermitteln. Neben klassischen Maklern wie Auktionshäuser oder Jobbörsen zählen auch Gateways wie AOL oder T-Online oder Portals wie Yahoo und Fireball zu den Maklern.

    Aggregatoren: In der dritten Kategorie bündeln Killius und Mueller-Oerlinghausen die „Premium Content Provider“, die „Content Aggregators“ sowie die „Transaction Aggregators“. Alle drei Aggregatoren werden durch die Bündelung von Angeboten in Form von Informationen oder physischen Produkten gekennzeichnet. Während Premium Content Provider Inhalte mit besonderem Wert für ihre Zielgruppe zur Verfügung stellen und diese durch Werbung oder Subskriptionseinnahmen finanzieren, versammeln Content Aggregatoren mehrere Premium Content Provider unter einem Dach, um die Informationen der Premium Content Provider in aufbereiteter Form dem Konsumenten zur Verfügung zu stellen. Die dritte Form Aggregatoren, die Transaction Aggregatoren , bündeln hingegen keine Informationen, sondern Transaktionen im Rahmen des Warenverkehrs im Electronic Commerce.

    Agenten: Das Geschäftsmodell der Agenten bündelt nicht die Anbieter, sondern die Abnehmer von Informationen und Produkten. Dabei werden Abnehmer mit ähnlichen Interessen zu sogenannten Virtual Communities bzw. Communities of Interest zusammengefaßt. Die Teilnehmer der Virtual Communities sind in genau definierten Zielgruppen unterteilt, wobei Inhalte, Produkte, Dienstleistungen und Kommunikation genau auf die Interessen der Teilnehmer abgestimmt sind. Die Finanzierung der Agenten erfolgt über Transaktionen, indem Anbietern der Zugang zu den Zielgruppen verkauft wird. Weitere Agenten sind sogenannte Bargainfinder, die für Kunden im Internet nach dem günstigsten Preis für eine Ware oder Dienstleistung suchen sowie sogenannte Infomediaries, die sich zwischen Anbieter und Endkunde schieben und als Informationsvermittler auftreten.

    Legt man das Modell des virtuellen Marktplatzes zu Grunde, würde sich für die in dieser Arbeit vorgestellten Geschäftsmodelle eine wie in Tabelle 9 gezeigte Einordnung der Modelle ergeben.

    Infrastruktur Aggregatoren Makler Agenten

    Access-Providing

    Proprietäre Online-Dienste Online-Magazine

    Webdesign

    Serviceleistungen

    Kommerzielle Datenbanken

    Online-Abonnements

    Online-Spiele

    Electronic Malls

    Finanzdienstleistungen

    Online-Dienstleistungen Content-Vermarktung

    Franchising-/Kooperationen

    Sponsoring

    Online-Auktionen Push-Dienste

    News-Dienste

    Tabelle 9: Einordnung der hier vorgestellten Geschäftsmodelle in das Modell des virtuellen Marktplatzes

    Als weitere Klassifizierungsvariante wäre die Klassifizierung nach den Produktkategorien Offline-Produkte, Online-Produkte, Hypbrid-Produkte und Informations-Produkte denkbar. Da in dieser Arbeit jedoch nicht die Produkte, sondern das Geschäftsmodell mit seinen Finanzierungsmöglichkeiten im Vordergrund steht, soll nachfolgend nach Art der Finanzierung unterschieden werden in:

    • Werbefinanzierte Geschäftsmodelle

    • Nutzerfinanzierte Geschäftsmodelle

    • Provisionsfinanzierte Geschäftsmodelle und

    • Mischfinanzierte Geschäftsmodelle

    Nach diesem Muster lassen sich die nachfolgend beschriebenen Geschäftsmodelle folgendermaßen klassifizieren. Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Geschäftsmodelle folgt in den nachfolgenden Kapiteln.

    Werbefinanzierte

    Geschäftsmodelle Nutzerfinanzierte

    Geschäftsmodelle Provisionsfinanzierte

    Geschäftsmodelle Mischfinanzierte

    Geschäftsmodelle

    Online-Magazine

    Push-Dienste

    Access-Providing

    Webdesign

    Proprietäre Online-Dienste

    News-Dienste

    Serviceleistungen

    Kommerzielle Datenbanken

    Online-Abonnements

    Online-Spiele Content-Vermarktung

    Franchising/Kooperationen

    Sponsoring Electronic Malls

    Online-Dienstleistungen

    Online-Auktionen

    Tabelle 10: Klassifizierung der hier vorgestellten Geschäftsmodelle nach der Art ihrer Finanzierung

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Produkte und Dienstleistungen im Internet

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    2.6 Produkte und Dienstleistungen im Internet

    Zur Betrachtung neuer Geschäftsmodelle für das Medium Internet, seien zunächst die möglichen Produkte und Dienstleistungen erfaßt, die über das Internet vertrieben werden können. Dabei stellt sich heraus, daß nicht unbedingt jedes Produkt uneingeschränkt für den Internet-Vertrieb geeignet ist; andererseits existieren auch Produkte und Dienstleistungen, die praktisch erst durch das Medium Internet entstanden sind und sich daher ausschließlich für das Internet eignen.

    2.6.1 Eignung eines Produkts für den Online-Vertrieb

    Um den Eignungsgrad eines bereits existierenden Produkts für den Vertrieb im Internet zu ermitteln, läßt sich beispielsweise folgende Checkliste heranziehen:

    Produkteigenschaft

    Sehr gut Neutral Weniger gut

    1 Neues Produkt mit guter Eignung für Direkt- bzw. Einzelhandelsvertrieb Vorhandenes Produkt mit guter Eignung für Direkt- bzw. Einzelhandelsvertrieb Vorhandenes Produkt mit geringer Eignung für Direkt- und Einzelhandelsvertrieb

    2 Hoher Erklärungsbedarf Mittlerer Erklärungsbedarf Niedriger Erklärungsbedarf

    3 Preis bis 120,- DM Preis zwischen 120,- DM und 400,- DM Preis über 400,- DM

    4 Hoher Werbeetat Durchschnittlicher Werbeetat Niedriger bzw. kein Werbeetat

    5 Geeignete technische und organisatorische Infrastruktur vorhanden Technische und organisatorische Infrastruktur kann angepaßt oder extern geschaffen werden Keine technische Infrastruktur und keine Möglichkeit zur Auslagerung vorhanden

    6 Hochwertiges, neues Produkt Funktionales, eingeführtes Produkt Produkt zweifelhaft oder am Ende des Produktlebenszyklus

    7 Attraktives Preis-/Leistungsverhältnis Durchschnittliches Preis-/Leistungsverhältnis Hochpreisiges Produkt mit schwieriger Nutzendarstellung

    8 Referenzen (z.B. Testberichte) vorhanden Referenzen können erstellt werden Keine Referenzen vorhanden

    9 Produkt kann mit Text und Standbild erklärt werden Produkterklärung erfordert Bewegtbild Produkterklärung schwierig, nur voll multimedial möglich

    10 Netzanbindung des Unternehmens leistungsfähig Netzanbindung des Unternehmens vorhanden, ist aber anzupassen Netzanbindung nicht vorhanden oder im Planungsstadium

    Tabelle 7: Checkliste für den Online-Eignungsgrad eines Produktes

    Im ersten Schritt gilt es, die Produktionnovation sowie dessen Eignung für den Direktvertrieb bzw. die Distribution über den Einzelhandel zu untersuchen. Idealerweise eignen sich für den Online-Vertrieb neue Produkte, die sich für den Direktvertrieb eignen bzw. dem Fachhandel aufgrund des hohen Erklärungsbedarfs bzw. ihrer vielfältigen Konfigurationsvarianten nutzen. Hierzu gehören beispielsweise selbst konfigurierbare PC-Systeme, die der Kunde nach seinen eigenen Wünschen zusammenstellt, wie sie bereits erfolgreich von den Firmen Dell oder Apple sowie dem Bekleidungshersteller Levi Strauss angeboten werden. Die parameterisierbaren Produkte haben zudem für das Marketing sowie die Fertigung einen positiven Nebeneffekt, da die Produkte unter Umgehung von Händler und Vertrieb in kürzester Zeit gefertigt werden. Zudem erhält der Hersteller vom Kunden direkt ein Kundenprofil, das für zukünftige Marketingaktionen von Nutzen sein kann .

    Auch der Preis des Produkts spielt eine große Rolle für einen geeigneten Online-Vertrieb. Solange sich noch keine Zahlungssysteme für Kleinstbeträge zwischen 0,- DM und 5,- DM etabliert haben , lassen sich Produkte im Niedrigpreissegment nur schwer vermarkten. Artikel im Pfennigbereich lassen sich nicht wirtschaftlich sinnvoll über Kreditkarte abrechnen, da die Evaluierungs- und Transaktionskosten für Kreditkartenbeträge mit ca. 0,50 DM bis 1,- DM je Evaluierung oftmals über dem Verkaufspreis liegen. Eine Alternative bieten Kundenkonten, über die die Beträge online abgebucht werden, was auf der Seite des Kunden allerdings wieder eine zu überwindende Hemmschwelle aufbaut.

    2.6.2 Produktkategorien

    Das Spektrum der möglichen Produkte und Dienstleistungen, die als Grundlage für ein neues, innovatives Internet-Geschäftsmodell geeignet erscheinen, lassen sich in vier Kategorien zusammenfassen , die im folgenden näher erläutert werden:

    • Offline-Produkte

    • Online-Produkte

    • Hybrid-Produkte

    • Dienstleistungen und Informationen

    2.6.2.1 Offline-Produkte

    Das quantitativ größte Produktpotential bieten Offline-Produkte, die bislang über klassische Distributionskanäle vertrieben wurden. Hierzu gehören praktisch alle Produkte, die traditionell auch über den klassischen Einzelhandel erworben werden können. Allerdings eignet sich nicht jedes Produkt gleichermaßen für den Vertrieb im Internet. Eine Umfrage des Internet-Angebots Kostenlos.de zum Thema Online-Shopping zeigte, daß vor allem Bücher, Musik-CDs, CD-ROMs sowie Eintrittskarten im Internet nachgefragt werden.

    Abbildung 14: Bücher und Musik-CDs liegen in der Gunst der Käufer ganz oben

    Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Analyse der Kaufobjekte im Internet von Nielsen. Auch hier stehen Computer/Software, Entertainment und EDV-Hardware/Consumer Electronics an erster Stelle:

    Abbildung 15: Kaufobjekte im Electronic Commerce (Quelle: ACNielsen, 1997/1998, in [Schr98], Seite 43)

    Allerdings haben im Internet auch Nischenanbieter eine Chance, lukrative Marktsegmente mit Nischenprodukten zu besetzen. Derzeit ist im Internet ein bekanntes Gründerzeit-Phänomen zu beobachten: Ein Kuchen, der noch gar nicht existiert, wird bereits verteilt. Internet-Neulinge, die sich durch hohe Motivation und große Entscheidungskompetenzen auszeichnen und oftmals auch direkt am Unternehmen und seinem Erfolg beteiligt sind, besetzen bereits Marktsegmente, die sich mittelfristig zu lukrativen Einnahmequellen entwickeln können. Daher sind der unternehmerischen Kreativität beim Einstieg in den Internet-Vertrieb derzeit kaum Grenzen gesetzt und erlaubt auch Kleinstfirmen die Erschließung von Marktsegmenten; selbst mit Produkten, für die die Internet-Gemeinde auf den ersten Blick nicht unbedingt als ideale Zielgruppe erscheint. Beispielsweise ist es erstaunlich, daß kleine Firmen wie HotHotHot oder Florida Fruit Shippers mit Nischenprodukten wie Saucen und exotischen Früchten mittlerweile den größten Teil ihres Umsatzes im Internet und nicht mehr im angestammten Ladengeschäft erzielen.

    2.6.2.2 Online-Produkte

    Für den Vertrieb im Online-Medium Internet geradezu prädestiniert sind Produkte, die im direkten Bezug zum Internet stehen und dort beispielsweise produziert, vertrieben und genutzt werden können. Hierzu gehören beispielsweise folgende Produkte:

    • Internet-Software: Beispielsweise kostenpflichtige Internet-Tools wie Auswertungsprogramme (z.B. Webtrends), E-Mail- und Web-Serversoftware (z.B. Microsoft Exchange Server oder Netscape FastTrack) oder Web-Gestaltungsprogramme (z.B. Microsoft Frontpage).

    • Internet-Hardware: Hardware-Produkte, die speziell für das Medium Internet produziert wurden und beispielsweise die Anbindung von Unternehmen an das Internet ermöglichen oder unterstützen. Hierzu gehören Netzwerkprodukte wie Hubs, Switches, Router oder Netzwerkkarten sowie Hardware für den Betrieb von Webservern, beispielsweise Serversysteme, unterbrechungsfreie Stromversorgungen oder Hardware zur Ausstattung von Serverräumen.

    • Online-Spiele: Spielesoftware, die ausschließlich im Internet spielbar ist und um die sich bereits eine umfassende Spieler-Community gebildet hat, beispielsweise Ultima Online oder Half Life Team Fortress Classic . Bei reinen Online-Spielen werden Umsätze nicht nur durch den erstmaligen Verkauf der Software generiert, sondern zusätzlich durch monatliche Grundgebühren oder volumen- bzw. zeitabhängige Gebühren. Bei Ultima Online beträgt die monatliche Grundgebühr für die Teilnahme am Spiel 9,95 US-Dollar. Im Juli 1999 verzeichnete Ultima Online weltweit über 100.000 aktive Spieler.

    2.6.2.3 Hybrid-Produkte

    Neben reinen Offline- bzw. Online-Produkten spielen auch Hybrid-Produkte, die beide Produktarten miteinander vereinigen, eine zunehmende Rolle. Als Hybrid-Produkte können Produkte genannt werden, die als Offline-Produkt separat nutzbar sind, aber durch die Anbindung an das Internet einen Zusatznutzen erhalten. Hierzu gehört zum Beispiel Spielesoftware, die das Medium Internet optional als Kommunikationsplattform für Spieler nutzt, beispielsweise Microsoft Flugsimulator oder Formula 1 Racing. Die Spiele sind auch einzeln spielbar, durch die Verbindung zum Internet können allerdings mehrere Spieler online gegeneinander oder miteinander spielen.

    Ein weiteres Beispiel sinnvoll eingesetzter Hybrid-Produkte sind Archiv-CD-ROMs oder PKW-Navigationssysteme, die offline als Archivmedium genutzt werden können und online via Internet aktualisiert und ergänzt werden. Der Käufer erwirbt damit ein vollwertiges Offline-Produkt, das durch eine Internetanbindung einen Mehrwert erfährt.

    Gleiches gilt beispielsweise für den Handheld Organizer PalmVII von 3com. Der für den US-amerikanischen Markt entwickelte Handheld-Computer ist separat als persönlicher Organizer einsetzbar. Dank einer drahtlosen Internet-Verbindung kann der Anwender aus dem Internet aktuelle Nachrichten aus unterschiedlichen Sparten empfangen oder E-Mails verschicken und empfangen.

    2.6.2.4 Information als Produkt

    Die Information als nichtmaterielles Produkt wird traditionell in Form von gedruckten Werken, Beratungsdienstleistungen, Lizenzen etc. gehandelt. Das Trägermedium für die Information macht dabei oft einen Großteil der entstehenden Kosten aus, beispielsweise bei Tageszeitungen. Informationen im Internet benötigen kein Trägermedium, da die Information in digitaler Form vorliegt; daher eignet sich das Internet sehr gut für die Veröffentlichung, die Verteilung und den Verkauf von Informationen.

    Informationen sowie die Aufbereitung von Informationen ist die Produktkategorie, in dem „das Business der Zukunft“([Schr98], Seite 26) gesehen wird. Einer Studie des Marktforschungsinstitut IDG zufolge wird der internetgestützte Informationshandel im Jahr 2001 weltweit ein Volumen von 5,6 Milliarden US-Dollar erreichen.

    Informationen liegen im Internet in unterschiedlicher Form vor, beispielsweise als Text-, Grafik-, Bild-, Film- oder Ton-Information und ist unterschiedlich aktuell. Die Spanne der Aktualität reicht von minutenaktuellen Börseninformationen bis zu veralteten Informationen auf seit mehreren Jahren nicht mehr aktualisierten Internet-Seiten. Hierbei handelt es sich in der Regel um private Internet-Seiten, die zu Beginn mit viel Elan und Enthusiasmus aufgebaut, aber im weiteren Verlauf nicht mehr gepflegt wurden. Da jeder Internet-Teilnehmer Informationen in das Internet einspeisen kann, ist in einigen Fällen die Glaubwürdigkeit bzw. der Wahrheitsgehalt der Informationen nur schwer überprüfbar. Das Stärken-/Schwächenprofil in Abbildung 16 zeigt unterschiedliche Kriterien zur Beurteilung der Qualität von Internet-Informationen. Hierbei zeigt sich, daß die Stärken der Internet-Informationen in den Bereichen Aktualität, Meinungsvielfalt sowie Forschungs- und Praxisgehalt liegen. Schwächen ergeben sich allerdings in den Punkten Strukturiertheit, Glaubwürdigkeit und Sicherheit.

    Abbildung 16: Stärken-/Schwächenprofil von Internet-Informationen

    Die reinen Informationen sind im Internet als Produkt nur schwer zu verwerten; erst durch einen sinnvollen Kontext ergibt sich ein erfolgreiches Geschäftskonzept zur Vermarktung von Informationen. Hierbei gilt es, aktuelle, nachgefragte Inhalte oder seriöse Brands zu bündeln. Entsprechend dem Postulat „Content is King“ ([Föck99], Seite 284) sehen vor allem Medienunternehmen die Multimedia- und Internet-Märkte als neuen globalen Absatzmarkt für ihre bisherigen und zukünftigen Angebote. Allerdings gelten nur Inhalte mit Alleinstellungsmerkmalen als verwert- und vermarktbar . Wer im Konkurrenzkampf der Medien und Inhalte überleben will, muß Markenprofile anbieten, da ein Großteil der angebotenen Informationen keine „Unique Selling Proposition“ ([Föck99], Seite 287) besitzt. Für den Konsumenten gibt es für Informationen ohne Alleinstellungsmerkmal zahlreiche Alternativen; das bloße Bereitstellen der Informationen bietet keine Erfolgspotentiale. Im Vordergrund steht statt dessen die verlegerische und redaktionelle Leistung bei der Aufbereitung von Information, d.h. die zielgruppenorientierte Bündelung und Aufbereitung der Roh-Informationen, ergänzt durch eine benutzerfreundliche Navigation durch das Inhaltsangebot.

    Der Vermarktung von Informationen im Internet steht allerdings das Problem gegenüber, daß Internet-Nutzer – vor allem aus den Anfängen des Internet – es gewohnt sind, sämtliche Angebote im Internet kostenlos nutzen zu können. Diese „Free-Lunch-Mentalität“ ([Her, Sau99], Seite 106) erschwert die kostenpflichtige Vermarktung von Informationen. Lediglich das Finanzmagazin Wall Street Journal konnte einen kostenpflichtigen Abonnement-Dienst für die Online-Ausgabe des Wall Street Journals etablieren und bis heute aufrecht erhalten. Zu den weiteren erfolgreichen Vermarktern von kostenpflichtigen Informationen gehören kommerzielle Datenbanken wie Genios (http://www.genios.de), Marktforschungsinstitute wie DataQuest (http://www.dataquest.de) oder die Online-Ausgabe des Nachschlagewerks Encyclopedia Britannica (http://www.eb.com).

    Einige Versuche für einen kostenpflichtigen Abruf von Informationen im Internet scheiterten und wurden innerhalb kürzester Zeit wieder eingestellt oder wieder auf einen kostenlosen Abruf umgestellt. Das Internet-Magazin „Slate“ von Microsoft (http://www.slate.com) war nur kurze Zeit kostenpflichtig. Bereits nach wenigen Monaten war das Angebot für Slate-Leser wieder kostenlos. Insbesondere im Bereich tagesaktueller Nachrichten und Entertainment-News erwartet der Internet-Benutzer stets einen kostenlosen Zugang zu den Informationen.

    Die meisten Online-Magazine im Internet wie Online-Today (http://www.online-today.de) oder FirstSurf (http://www.firstsurf.de) bieten die Informationen daher kostenlos an und finanzieren sich über andere Einnahmequellen wie Werbung, Kooperationen oder Provisionierungen – der Zugang zu den Informationen erfolgt für den Nutzer stets ohne Kosten. Gleiches gilt auch für hochwertige Finanz- und Börseninformationen, wie sie beispielsweise die Deutsche Bank (http://www.deutsche-bank.de) oder der Discount-Broker Consors (http://www.consors.de) anbieten. Die kostenlosen Finanzinformationen stellen hier einen Zusatznutzen dar, die das Kerngeschäft des Anbieters lediglich ergänzen und ein Instrument zur Kundenbindung darstellen.

    2.6.3 Prädestinierte Produkte für den Online-Vertrieb

    Prädestiniert sind vor allem Produkte, die vorwiegend online vertrieben werden können sowie Produkte, deren Vertrieb über das Medium Internet für den Verbraucher einen großen Nutzen darstellt. Hierzu gehören vor allem digitale Informationsprodukte, die sich per Datenübertragung direkt zum Kunden ausliefern lassen. Die nachfolgende Tabelle zeigt typische Produktarten und –beispiele, die für den Online-Vertrieb prädestiniert sind:

    Produktart Eignung für den Online-Vertrieb Beispiele

    Software Sehr gut bei kleineren Programmumfängen Betriebssysteme, Applikationen, Tools, Spiele, Updates

    Digitalisierte Bilder und Photos Gut bei kleineren Dateigrößen Standbilder, Graphiken

    Audiodaten Gut bei kleineren Dateigrößen Soundsamples, O-Töne, Kurze Musikclips

    Videodaten Gut, wenn die Dateien komprimiert und klein sind Kurze Videoclips, Visualisierungen, Interaktive Hilfen

    Datenbankausgaben Sehr gut bei Texten Rechercheergebnisse, Kaufmännische Daten, Technische Daten

    Volltexte Sehr gut Artikel, Wissenschaftliche Texte, Hypertext-Literatur

    Lernprogramme Gut in Abhängigkeit von den enthaltenen multimedialen Elementen Produktschulung, Lehrgänge

    Finanzdienstleistungen Sehr gut, wenn Sicherheitsmechanismen integriert Online-Transaktionen, Online-Kalkulationen

    Versand von Nachrichten Sehr gut Kundeninformationen, Außendienststeuerung

    Buchungsdaten Sehr gut Reisebuchungen, Ticketing

    Tabelle 8: Informationsprodukte und deren Eignung für Online-Nutzung

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Folgen für ausgesuchte Geschäftsmodelle

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    2.5 Folgen für ausgesuchte Geschäftsmodelle

    Der Einsatz der Internet-Technologie in traditionellen Geschäftsprozessen bewirkt vor allem im klassischen Groß- und Außenhandel die weitreichendsten Veränderungen . Neben dem Groß- und Einzelhandel werden auch andere klassische Geschäftsmodelle eine Wandlung erfahren. Hierzu gehören vor allem:

    • Reise- und Tourismusbranche

    • Printmedien

    2.5.1 Reise- und Tourismusbranche

    Die Tourismusbranche gehört mit einem Jahresumsatz von 126 Milliarden US-Dollar zu einer der umsatzstärksten Industrien. Der Anteil der im Internet generierten Umsätze fällt mit 2,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 1998 noch relativ gering aus, die Entwicklung ist jedoch rasant. Im Jahre 1997 waren es noch 911 Millionen US-Dollar, im Jahr 1996 erst 274 Millionen US-Dollar. Laut dem Marktforschungsinstitut Jupiter Communications wird der Anteil des E-Commerce im Bereich Reise und Tourismus bis zum Jahre 2003 auf 29,4 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die Entwicklung wirkt sich vor allem auf klassische Reisebüros aus, die bislang die Rolle des Vermittlers zwischen Reisenden und Fluggesellschaften bzw. Reiseveranstaltern übernehmen.

    Jupiter Communications sieht die rasante Entwicklung vor allem durch folgende Einflußfaktoren begründet:

    • Online-Ticket-Verkauf durch Fluggesellschaften: Zahlreiche Fluggesellschaften wie Delta Airlines, American Airlines, United Airlines oder Lufthansa betreiben eigene Internet-Seiten mit der Möglichkeit, direkt im Internet Flugtickets zu buchen. Laut Jupiter Communications werden bis zum Jahre 2002 zirka 62 Prozent der im Internet verkauften Flugtickets direkt von den Fluggesellschaften verkauft werden. Im Vergleich dazu liegt im konventionellen Ticketverkauf der Anteil der direkt von den Fluggesellschaften verkauften Tickets lediglich bei 15 bis 20 Prozent.

    • Wegfall der Gebühren und Aufschläge im Internet: Bei zahlreichen Fluggesellschaften ist das Buchen eines Reisetickets direkt auf den Internetseiten der Fluggesellschaft günstiger als im traditionellen Reisebüro. Oftmals verzichten die Fluggesellschaften bei Internet-Buchungen auf Aufschläge, die für klassische Reisebüros die Gewinnspanne des Ticketverkaufs ausmachten.

    • Last-Minute- und Sonderangebote im Internet: Im Internet gibt es zahlreiche Last-Minute- und Schnäppchenanbieter, die Übersichten über die günstigsten Reise- und Flugtickets bieten. Dank des Internet ist es für den Kunden leicht, Angebote ohne viel Zeitaufwand direkt miteinander zu vergleichen.

    2.5.2 Printmedien

    Klassische Printmedien, insbesondere Tageszeitungen, werden durch die Verbreitung des Internet an Bedeutung verlieren. Die Literatur vergleicht die Auswirkungen des Internet auf den Markt für Tageszeitungen mit den Auswirkungen des Fernsehens in den 50-er Jahren auf den Markt der Abendzeitungen . Von 1950 bis 1997 sank die Zahl der Abendzeitungen in den USA von 1.450 auf 816, während Morgenzeitungen von 322 auf 755 stiegen. Eine ähnliche Entwicklung wird den traditionellen Tageszeitungen durch das Internet widerfahren. Der kritische Erfolgsfaktor sind dabei Kleinanzeigen, sowohl im Print- als auch im Online-Medium. Auf dem US-amerikanischen Markt setzt die Printindustrie mit Kleinanzeigen derzeit jährlich 18,8 Milliarden US-Dollar um. Bis 2003 prophezeit das Marktforschungsinstitut Forrester den Online-Ausgaben von Tageszeitungen und Newsdiensten einen Kleinanzeigen-Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar.

    Die Gründe für die zunehmende Popularität von Kleinanzeigen im Internet und somit die Gefahr für den Rückgang klassischer Kleinanzeigen in Printmedien sind vielschichtig:

    • Interaktivität: Im Online-Medium Internet lassen sich bei Kleinanzeigen ohne großen Zeitaufwand Preisvergleiche zwischen ähnlichen Angeboten aufstellen. Die Suche nach bestimmten Produkten erfolgt dank interaktiver Suchhilfen innerhalb weniger Augenblicke.

    • Konkurrierende Geschäftsmodelle: Neben Tageszeitungen bieten auch Anbieter für spezielle Zielgruppen Kleinanzeigen im Internet an, beispielsweise die Anbieter Autobytel.com (Fahrzeuge), Realtor.com (Immobilien), Rent.Net (Immobilien) oder CarPoint (Fahrzeuge).

    • Internet-Auktionen: Eine besondere Gefahr für klassische Kleinanzeigen geht von Online-Auktionen wie ebay.com, alando.de oder ricardo.de aus. Online-Auktionen versteigern die unterschiedlichsten Produkte, von Antiquitäten bis Computer. Der Internet Analyst Vernon Keenan vergleicht eBay mit einem „PacMan, der sich durch den Sammler- und Kleinanzeigen-Markt frißt und Kleinanzeigen besser vermarktet als es sich Tageszeitungen je erhoffen können“.

    Vor allem kleine und mittlere Tageszeitungen werden die Auswirkungen wie sinkende Einnahmen durch Kleinanzeigen spüren. Bei großen, national oder weltweit erscheinenden Tageszeitungen wie The New York Times, USA Today oder The Wall Street Journal werden die Auswirkungen geringer sein, da sie bereits über eine entsprechende Online-Ausgabe der Tageszeitung verfügen. Als Pionier gilt dabei die US-amerikanische Zeitung San Jose Mercury News, die bereits seit 1993 im Online-Dienst America Online (AOL) vertreten ist. Laut der Newspaper Association of America sind in den USA von den 1.500 Tageszeitungen lediglich die Hälfte im Internet vertreten, wobei bei zahlreichen Internet-Auftritten der Fehler begangen wird, lediglich alte Inhalte im Internet verfügbar zu machen.

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Risiken des Electronic Commerce

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    2.4.2 Risiken des Electronic Commerce

    Neben den Chancen birgt der Auftritt im Internet auch Risiken. Vor der Umsetzung eines Internet-Angebots sollten folgende Risiken nicht unberücksichtigt bleiben :

    Aufwand: Die elektronische Geschäftsabwicklung via Internet erfordert in den meisten Fällen einen erheblichen finanziellen, organisatorischen und technischen Aufwand. Ins-besondere im Business-to-Consumer-Bereich ist häufig die Entwicklung komplexer Ver-triebs- und Logistiksysteme erforderlich.

    Verschärfter Wettbewerb: Aufgrund der niedrigen Markteintrittsbarrieren für neue Un-ternehmen verschärft sich der Wettbewerb und die Wettbewerbsintensität zwischen den Anbietern im Internet.

    Technologie: Die kurzen Innovationszyklen der einzusetzenden Technologien erfordern im Unternehmen ein umfangreiches technisches Know-How. Aufgrund der in Deutschland noch immer relativ hohen Telekommunikationskosten sowie der geringen Penetration von PC und Internet erfolgt die Verbreitung des Electronic Commerce in Deutschland nur sehr zögerlich.

    2.4.3 Folgen für traditionelle Geschäftsmodelle

    Mit der erfolgreichen Etablierung des Mediums Internet als ein lukratives Geschäftsfeld für neue und etablierte Unternehmen gehen teils einschneidende Veränderungen in tradi-tionellen Geschäftsmodellen einher. Insbesondere wird „Electronic Commerce in den nächsten Jahren eine entscheidende Schlüsselgröße für die Wettbewerbspositionierung in Industrie und Handel darstellen“ ([Her, Sau98], Seite 107). Neben den Veränderungen in der Wertschöpfungskette der Unternehmen werden traditionelle Unternehmen vor allem eine Intensivierung des Wettbewerbs spüren und Transformationen traditioneller Vertriebsstrukturen hinnehmen müssen.

    2.4.3.1 Intensivierung des Wettbewerbs

    Das Agieren im Internet erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, Lernfähigkeit und Innova-tionsbereitschaft, da die Wettbewerbsintensität unter den Unternehmen im Geschäftsfeld Internet wesentlich höher ausgeprägt ist als in traditionellen Geschäftsfeldern. Zwar konnte in den letzten Jahren durch die zunehmende Dynamik des technologischen Wan-dels, die wachsende Internationalisierung, die Liberalisierung der Märkte sowie die stark verändernden Ansprüche der Kunden eine Verschärfung der Wettbewerbssituation fest-gestellt werden , allerdings führt der elektronische Handel im Internet zu einer erneuten Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Anbietern.

    Die Ursache für die Zunahme der Wettbewerbsintensität ist vor allem in den niedrigen Markteintrittsbarrieren für neue innovative Unternehmen zu suchen. Internet-preneure können sich innerhalb kürzester Zeit als Autoritäten positionieren und Marktsegmente besetzen, die sich künftig zu lukrativen Einnahmequellen entwickeln , wie das Beispiel Amazon.com (USA) bzw. Telebuch (Deutschland) zeigt. Telebuch gehörte in Deutschland zu den Pionieren des Online-Buchversands und verschickte bereits Anfang der 90er-Jahre Bücher über den Online-Dienst T-Online (damals noch „Bildschirmtext“), später als einer der ersten Anbieter auch über das Internet. Ende 1997 wurde Telebuch vom amerikanischen Buchversender Amazon übernommen. Der US-Anbieter Amazon.com besetzte als Internet-Neuling bereits früh das Marktsegment des Online-Buchversands und setzte Standards, während traditionelle Buchversender erst spät das Internet als zukunftsträchtiges Medium erkannten. Die schnelle und häufige Erhöhung von Marktanteilen, um rentable Erfolgspositionen in den betreffenden Märkten aufbauen zu können, gehört daher zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Internet .

    2.4.3.2 Transformation traditioneller Vertriebsstrukturen

    Die tiefgreifendsten Veränderungen durch die Nutzung des Internet als neue, innovative und weltweit verfügbare Handelsplattform wird der traditionelle Handel verspüren. Hier ist oftmals ein Überdenken bisheriger Wertschöpfungsprozesse vonnöten. Auf traditionellem Vertriebswege war es bislang nur mit großem Aufwand möglich, neue Vertriebskanäle aufzubauen sowie neue Märkte zu erschließen. Mit Hilfe des Mediums Internet ist es mit relativ geringem Aufwand möglich, Produkte und Dienstleistungen international zu vertreiben und in neue Märkte vorzudringen. Dank der technischen Möglichkeiten des Internet ist zudem eine direkte Erfolgsmessung der internationalen Aktivitäten möglich.

    Bei der Betrachtung der verschiedenen Stufen des traditionellen Distributionsprozesses zeigen sich in allen Stufen der Distributionskette Ansatzpunkte für den sinnvollen Einsatz von Electronic Commerce. Sowohl beim Einzelhandel, als auch beim Großhandel oder beim Hersteller selbst ist der Einsatz von Electronic-Commerce-Anwendungen sinnvoll, wie Abbildung 12 zeigt.

    Abbildung 12: Einsatz des Electronic Commerce in verschiedenen Stufen des Distributi-onsprozesses

    Einzelhandel: Beim Einsatz von Electronic-Commerce-Anwendungen im klassischen Vertrieb über Groß- und Einzelhandel bleibt die traditionelle Vertriebsstruktur erhalten. Die Internet-Technologie hat lediglich unterstützenden Charakter und kommt in erster Linie nur zwischen dem Einzelhandel und dem Endkunden zum Einsatz. Allerdings ergeben sich in diesem Modell Zeit- und Kosteneinsparungen lediglich beim Einzelhändler. Der Einzelhändler kann sein Absatzpotential ausbauen und durch zusätzliche Service-Angebote wie 24-Stunden-Verfügbarkeit die Kundenbindung verbessern.

    Großhandel: Beim ausschließlichen Vertrieb über Großhändler erfolgt eine Substituierung des Einzelhändlers, wodurch sich direkte Vorteile für den Hersteller sowie den Großhändler ergeben. Durch den Einsatz von Electronic Commerce sowie den Wegfall der Einzelhandelsstufe ergeben sich Kosteneinsparungen, die teilweise direkt an den Kunden weitergegeben werden können. Durch den direkten Kontakt zwischen Großhandel und Endkunden entfällt der Order- und Auslierferungsprozeß zwischen Groß- und Einzelhandel, was zu Zeiteinsparungen bei der gesamten Geschäftsabwicklung führt. Zudem ergibt sich aufgrund geringerer Lieferengpässe eine verbesserte Kundenorientie-rung und – bindung.

    Allerdings erfordert die Substituierung des Einzelhändlers beim Großhändler eine Anpas-sung der Distributionsprozesse. Durch den direkten Kontakt der Distributoren mit dem Kunden, ist eine Anpassung der Großhandelsstrukturen an die Erfordernisse und Bedürf-nisse der Endkunden nötig. Die Logistik des Großhandels muß in der Lage sein, indivi-duelle Bestell- und Auslieferungsprozesse auch kleineren und mittleren Umfangs abwi-ckeln zu können. Oftmals ist dann der Einsatz externe Partner – etwa Paketdienste wie Post, UPS oder DPD – notwendig. Die Umgehung des Einzelhandels durch den Einsatz von Electronic Commerce ist daher nur bei bestimmten Produktkategorien sinnvoll. Wäh-rend sich beispielsweise Elektronikartikel sehr gut für den Vertrieb über den Großhandel eigenen, ist etwa für Lebensmittel auch in Zukunft fast ausschließlich der Vertriebsweg über den Einzelhandel sinnvoll.

    Direktvertrieb: Kommen Electronic-Commerce-Systeme im Rahmen eines Direktvertriebs direkt beim Hersteller zum Einsatz, ergeben sich für den Hersteller die größten Nutzenpotentiale. Da die Handelsspannen für Groß- und Einzelhändler entfallen, erzielt der Hersteller erhebliche Kosteneinsparungen, die zu Ertragssteigerungen beim Hersteller oder Preissenkungen für den Endkunden führen. Sofern der Hersteller eine ausreichende Verfügbarkeit der Produkte sicherstellen kann, ergeben sich zudem Zeitvorteile. Des weiteren ermöglicht erst der direkte Kontakt zwischen Hersteller und Kunden ein echtes One-to-One-Marketing , da der Hersteller über das Medium Internet direkt interaktive Kundenbeziehungen aufbauen kann.

    Allerdings zeigt diese Form des Vertriebs auch einige Probleme auf. Die Übernahme von Vertriebsaufgaben erfordert den Aufbau der erforderlichen Vertriebsstrukturen für Infor-mations-, Bestell-, Auslieferungs- und Rechnungswesen sowie den Aufbau einer Service-infrastruktur für den Endkunden. Fehler oder mangelhafte Sorgfalt beim Aufbau der Ver-triebsstrukturen mit dem Endkunden können schnell zu einem beträchtlichen Imageverlust für den Hersteller führen. Daher sollte beim Einsatz von Electronic-Commerce-Diensten direkt beim Hersteller neben den Chancenaspekten und den möglichen Kos-teneinsparungen auch die Risiken und Probleme der organisatorischen Veränderungen nicht unberücksichtigt bleiben.

    2.4.3.3 Zunahme von Disintermediation

    Mit Ausnahme von Mail-Order und Factory-Outlet findet im klassischen Produkt- und Warenverkehr keine unmittelbare Interaktion zwischen dem Hersteller und dem Endkon-sumenten statt. Im klassischen Konsumgüterbereich werden Produkte in der Regel über mehrere Handelsstufen, beispielsweise über Fachmärkte und Großhandel dem Endver-braucher angeboten. Der Einsatz des Electronic Commerce im Internet umgeht die In-termediation über diverse Handelsstufen und Vertriebskanäle und erlaubt eine zuneh-mende Disintermediation, die unmittelbare Interaktion des Konsumenten mit dem Herstel-ler . Auf der Internetseite des Herstellers kann der Kunde direkt mit dem Hersteller kommunizieren und Bestellvorgänge initiieren. Die Distribution der Waren vom Hersteller zum Endkunden erfolgt unter Ausschaltung klassischer Vertriebskanäle direkt über Logis-tikpartner wie UPS oder Deutsche Post. Abbildung 13 zeigt die Auswirkungen der Elekt-ronischen Märkte auf den Kommunikations- und Warenfluß zwischen Hersteller und Kon-sument.

    Abbildung 13: Das Prinzip der Disintermediation

    2.4.3.4 Eliminierung von Produkten und Dienstleistungen

    Das Internet stellt für einige Branchen ein gewisses Bedrohungspotential dar, dessen Produkte oder Dienstleistungen durch das Internet weitestgehend eliminiert oder durch entsprechende Internet-Produkte und –Dienstleistungen substituiert werden . Allgemein erfolgt das Eliminieren von Produkten vor allem, wenn diese langfristig negative De-ckungsbeiträge erzielen und die Produktion ohne weitere Vorteile wie Image-, Prestige-, Verbund- oder Programmbreitenvorteile verbunden ist. In der Praxis erfolgt eine Eliminie-rung von Produkten und Dienstleistungen, wenn Substitutionsprodukte auf den Markt drängen und die Nachfrage umlenken; beispielsweise als CD-Player innerhalb weniger Jahre die traditionellen Plattenspieler verdrängten.

    Bislang konnten erst wenige Produkte und Dienstleistungen durch das Internet verdrängt werden. Nachdem zum Nachschlagewerk Encyclopedia Britannica eine entsprechende Online-Ausgabe erschien, ist die Nachfrage nach dem gedruckten Werk nahezu um mehr als 50 Prozent zurückgegangen . Völlig eliminiert wurde das Produkt damit jedoch noch nicht, es erfolgte vielmehr eine Differenzierung des Angebots, das zu einer „Kannibalisierung“ ([Lam98], Seite 196) führte.

    Eine echte Eliminierung erlebten in den USA einige Special-Interest-Zeitschriften und Magazine aus den Bereichen Jura und Medizin. Die gedruckte Version der Magazine wurde eingestellt; die Magazine erscheinen nur noch als Online-Version im Internet . Das hat für die Anbieter allerdings auch Vorteile, da aufgrund der relativ kleinen Zielgruppe und Leserschaft die Produktion der Online-Variante wesentlich günstiger erfolgt als die Print-Version.

    Bedrohungspotential ergibt sich beispielsweise auch für Reisebüros, insbesondere im Geschäftsfeld der Last-Minute-Reisen, das eine hohe Aktualität der Angebote erfordert. Insbesondere traditionelle Telefonansage sowie Call-Center werden mit zunehmender Popularität des Internet Konkurrenz durch entsprechende Internet-Angebote bekommen. Neben der Aktualität bietet das Internet für den Kunden den Vorteil des einfachen Preis-vergleichs zwischen mehreren Anbietern sowie der gewahrten Anonymität des Kunden .

    Interessanterweise konnte das Internet bislang nicht die bestehenden Online-Dienste wie T-Online, AOL sowie CompuServe verdrängen , da diese sich frühzeitig das Internet zunutze machten und selbst als Internet-Access-Provider auftraten. Die Online-Dienste profitierten auf diese Weise sogar von der Popularität des Internet. Das Internet sowie die traditionellen Online-Dienste haben sich somit zu komplementären Produkten entwi-ckelt .

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Chancen des Electronic Commerce

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    2.4 Folgen des Electronic Commerce für traditionelle Geschäfts-modelle

    Mit dem Electronic Commerce und weiteren Geschäftsmodellen im Internet gehen weit-reichende Veränderungen in zahlreichen Branchen und Unternehmen einher. Das Internet als neues Kommunikations- und Handelsmedium verändert die Beziehungen zwischen Kunden und Unternehmen, läßt neue Produkte und Märkte entstehen und führt weitreichende Veränderungen traditioneller Geschäftsmodelle herbei. Auf den nachfol-genden Seiten werden zunächst die Chancen und Risiken des Electronic Commerce und anschließend die direkten Auswirkungen auf traditionelle Geschäftsmodelle betrachtet.

    2.4.1 Chancen des Electronic Commerce

    Die digitale Geschäftsabwicklung durch Electronic Commerce gehört zu einem der be-deutendsten geschäftlichen Anwendungsgebiete im Internet. Daher werden im folgenden die speziellen Vorteile und Nutzenpotentiale des Electronic Commerce als eines vieler möglicher Geschäftsmodelle aufgezeigt.

    Im allgemeinen bietet die digitale Geschäftsabwicklung des Electronic Commerce folgen-de Vorteile :

    Beschleunigung: Durch die 24-Stunden-Onlineverfügbarkeit und die kaum zeitverzögerte Übermittlung von Informationen – z.B. via E-Mail – erfahren Transaktions- und Informa-tionsprozesse eine deutliche Beschleunigung.

    Einsparung: Der Einsatz elektronischer Kommunikationswege erspart Informations-, Kommunikations- und Transaktionskosten.

    Zeitliche Unabhängigkeit: Sämtliche Transaktionen sind rund um die Uhr unabhängig von der Zeit durchführbar. Dennoch können Kommunikationsprozesse dank der interakti-ven Möglichkeiten des Internet ihren persönlichen Charakter behalten, selbst wenn es sich an ein Massenpublikum wendet. Beispielsweise können Auftragsbestätigungen oder kundenspezifische Rundbriefe die individuelle Anrede oder andere kundenspezifische Informationen enthalten.

    Örtliche Unabhängigkeit: Das Internet als weltweit verfügbares, standardisiertes Medium macht Transaktionsprozesse praktisch unabhängig von geographischen Gegebenheiten. Electronic Commerce im Internet ermöglicht somit internationale Aktivitäten mit geringem Aufwand.

    Das Internet bietet somit gerade für den Bereich Electronic Commerce weitreichende Nutzenpotentiale, die in der Abbildung 10 dargestellt sind.

    Abbildung 10: Nutzenpotentiale des Electronic Commerce

    Kosteneinsparungen: Durch den Einsatz digitaler Informations- und Kommunikations-Technologien lassen sich insbesondere bei Transaktionen erhebliche Kosteneinsparun-gen erzielen. Die elektronische Geschäftsabwicklung reduziert Personalkosten, indem beispielsweise Abstimmungsvorgänge vereinfacht und Mehr-/Doppelarbeit – etwa durch Medienbrüche – vermieden werden. Dank einer verbesserten Markttransparenz, der Möglichkeit kurzfristiger Beschaffungsvorgänge und damit verbundener reduzierter La-gerhaltung sowie erweiterter Auswahlmöglichkeiten bei der Wahl der Zulieferer werden die Beschaffungskosten senken. Bezüglich der Lagerhaltung ist zwischen den Lagerhal-tungskosten für digitale und nicht digitale Produkte zu differenzieren. Da bei nicht digita-len Produkten wie Computer-Software oder Content für Online-Magazine die Lagerhal-tungskosten fast vollständig entfallen, ergeben sich weitere Potentiale zur Produktivitäts-steigerung. Die Entwicklungs- und Produktionskosten reduzieren sich durch die unter-nehmensweite Vernetzung sowie den Einsatz integrierter computergestützter Systeme wie CAD, CIM oder Virtual Reality. Abbildung 11 zeigt anhand von Beispielen für Flugtickets, Bankgeschäften, Versicherungsleistungen und das Rechnungswesen, welche Kostensenkungen bei fast allen kommerziellen Transaktionen möglich sind.

    Abbildung 11: Kostensenkungspotential des Internet

    Weitere Einsparpotentiale ergeben sich im Bereich des Kundendienstes. Eine Experten-gruppe von Andersen Consulting ermittelte, daß die Abwicklung des Kundendienstes über das Internet im Durchschnitt nur ein Zehntel der Kosten beträgt, die eine vergleich-bare Lösung mittels Service-Telefon verursacht .

    Besonders signifikante Kosteneinsparungen ergeben sich im Bereich der Marketing- und Vertriebskosten, insbesondere da im Geschäftsfeld des Electronic Commerce der Aufbau flächendeckender Vertriebsstrukturen – sowie durch den Direktvertrieb und die Umgehung des Handels – die Handelsspannen entfallen. Die größten Einsparungen ergeben sich bei digitalen Produkten, die digital hergestellt und vertrieben werden, beispielsweise Software, Finanzdienstleistungen oder Reisetickets. Laut OECD liegen die Einsparungen der Distributionskosten bei digitalen Produkten zwischen 50% und 90% .

    Zeiteinsparungen: Die technologischen Möglichkeiten des Internet wie E-Mail, Group-ware, Data-Warehousing, Videoconferencing oder Electronic Data Interchange (EDI) bewirken eine erhebliche Zeiteinsparung bei zwischenbetrieblichen Informationsflüssen. Dies gilt insbesondere im Bereich der Produktentwicklung, da Mitarbeiter beispielsweise weltweit 24 Stunden pro Tag an Projekten arbeiten können. Da die Informationen in den meisten Fällen in standardisierten oder leicht konvertierbaren Formaten vorliegen, ergibt sich zudem eine erhebliche Verkürzung der Durchlauf-, Abwicklungs- und Reaktionszei-ten. Laut einem Bericht des OECD konnten in zahlreichen Unternehmen durch Electronic Commerce im Bereich der Bestellabwicklung Einsparungen zwischen 50% und 96% erzielt werden .

    Absatzsteigerungen: Da im Electronic Commerce Geschäftszeiten, gesetzliche Laden-öffnungszeiten oder Arbeitszeiten von Personal keine Rolle spielen, sondern dank des Internet eine kontinuierliche Marktpräsenz rund um die Uhr stattfindet, erzielen Electronic-Commerce-Anbieter eine Steigerung des Absatzpotentials. Durch das Internet können zudem zu vergleichsweise geringen Kosten neue internationale Märkte erschlossen werden. Die erweiterten Möglichkeiten des elektronischen Handels lassen des weiteren neue Produkte und Dienstleistungen entstehen und ermöglichen die Bearbeitung völlig neuer Kundensegmente.

    Verbesserte Wettbewerbssituation: Zur Steigerung der eigenen Wettbewerbsposition und zur Vervollständigung der unternehmensspezifischen Kernkompetenzen spielen Kooperationen und Netzwerke zwischen Unternehmen oftmals eine große Rolle. Das Internet gewährleistet hierbei einen schnellen und reibungslosen Austausch von Informa-tionen und digitalen Daten zwischen den kooperierenden Unternehmen.

    Verbesserte Kundenorientierung: Die weltweite Verfügbarkeit sowie die standardisierten Schnittstellen des Internet ermöglichen eine optimierte Kundenbindung mit dem Resultat höherer Kundenzufriedenheit. Beispielsweise können Electronic-Commerce-Anbieter mit relativ geringem Aufwand Kunden auch nach dem Kauf an das Unternehmen binden, indem sie beispielsweise Zugang zu Support-Datenbanken bieten oder interaktive Anleitungen und Hilfestellungen online zur Verfügung stellen.

    Die technischen Potentiale des Internet ermöglichen zudem eine interaktive Gestaltung der Kundenbeziehungen im Rahmen des One-to-One-Marketing mit der Möglichkeit individualisierter Massenprodukte und Dienstleistungen. Die multimedialen Eigenschaften des Internet, wie interaktive Preisausschreiben oder optisch ansprechend gestaltete Spiele, schaffen für den Kunden eine positive Erlebniswelt – das sogenannte „Entertain-ment-Shopping“ .

    Eine zunehmende Produktvielfalt kann durch automatisierte Beratungsleistungen, die zum Teil der Beratung im persönlichen Kontakt entspricht, erleichtert werden und verringert das Risiko von Fehlkäufen. Das Musikangebot von Amazon.com bietet beispielsweise im „Recommendation Center“ Empfehlungen zum Aufbau einer CD-Sammlung in ausgesuchten Musikkategorien.

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Wertschöpfung im Internet

    2.2 Wertschöpfung im Internet

    Die wissenschaftliche Literatur kennt unterschiedliche Ansätze zur Systematisierung der Nutzungsmöglichkeiten und Wertschöpfungen im Internet. Zahlreiche Ansätze gehen dabei von klassischen Wertschöpfungsketten aus und erweitern diese um die Internet-Komponenten.

    2.2.1 Wertschöpfungskette für traditionelle Unternehmen

    Traditionelle Unternehmen erfahren durch das Internet neue Kommunikations- und Inter-aktionsmöglichkeiten, die die klassischen Elemente der Wertkette unterstützen, allerdings nicht um weitere Unternehmensaktivitäten ergänzen. Abbildung 5 zeigt die Unterstützung der primären und sekundären bzw. unterstützenden Unternehmensaktivitäten durch das Internet.

    Abbildung 5: Unterstützung der primären und sekundären Unternehmensaktivitäten durch das Internet

    Der Einsatz der Internet-Technologie betrifft sämtliche Unternehmensbereiche; nachfol-gend einige Beispiele:

    • Beschaffung & Produktion: Just-in-Time-Beschaffung, On-Demand-Beschaffung, Disposition beim Lieferanten, Verlagerung des Retourenrisikos, Optimierung der Produktplanung und –steuerung, Virtuelle Lager, Verringerung der Produktionstiefe, Unterstützung autonomer Teams.

    • Marketing: Verbesserte Kundenorientierung, One-to-One-Marketing

    • Vertrieb: Online-Distribution, Virtuelle Läden/Marktplätze, Mass Customization , Sendungsverfolgung , Logistik-Partnerschaften, Vereinfachte Internationalisierung

    • Kundendienst: Intensivierter Kundenservice, Rund-um-die-Uhr-Betreuung des Kunden, Online-Support

    Allerdings bleiben bei diesem Wertkettenansatz die neuen Internet-Geschäftsfelder außen vor. Daher bedarf es spezieller Wertschöpfungsketten für Online-Produkte.

    2.2.2 Wertschöpfungskette für Online-Produkte

    Für Online-Produkte und –Anbieter ergeben sich im Vergleich zu traditionellen Wert-schöpfungsketten völlig neue Wertschöpfungsketten, die vor allem durch die neuen tech-nologischen und organisatorischen Strukturen des Internet geprägt sind. Wertschöp-fungsketten für Online-Produkte gliedern sich in sechs Komponenten, wie Abbildung 6 zeigt.

    Abbildung 6: Wertschöpfungskette für Online-Produkte

    In Anlehnung an das OSI-Schichtenmodell läßt sich die Wertschöpfungskette auch als Schichtenmodell darstellen (Abbildung 7), das die Wertschöpfung von der Hardware-Schicht bis zum Information für den Endanwender widerspiegelt.

    Abbildung 7: Schichtenmodell der Online-Anbieter

    Netzwerktechnologie: Die Basis für die Wertschöpfungskette für Online-Produkte bildet die Netzwerktechnologie, die von Netzwerkbetreibern – auch Access-Provider oder POP’s, Points of Presence genannt – zur Verfügung gestellt wird. Die Netzwerk Provider gelten oft auch als „Herren der Netze“ ([Schr98], Seite 23), die das Fundament für den Datentransport bieten und die entsprechenden Verbindungsleitungen zur Verfügung stel-len. Der physikalische Transport erfolgt über Kupfer-Koaxial-Kabel, Glasfaser oder Funk.

    Hardware: Zur Nutzung der Netze und zur Implementierung der vorhandenen EDV-Systeme in das Internet sind entsprechende Hard- und Softwarekomponenten wie Server, Router, Switches oder Hubs notwendig. Die Hardwarekomponenten werden von den Computerherstellern entwickelt und vertrieben. Aufgrund der raschen Produktzyklen un-terliegen diese Firmen einem starken Innovationsdruck und einem verschärften Wettbe-werb.

    Software: Der Betrieb der Hardware erfordert neben standardmäßiger System- und An-wendungssoftware wie Betriebssysteme oder Client-/Server-Programmen auch netzspe-zifische Anwendungen wie Datenbanksysteme oder Internet-Tools und –Programmierwerkzeuge. Die Softwarekomponenten werden von Softwarefirmen entwi-ckelt und vertrieben, diese unterliegen – ähnlich der Hardwarefirmen – raschen Innovati-onszyklen und verschärften Wettbewerbsbedingungen.

    Integration: Zur Integration der existierenden EDV-Systeme in die neuen Netztechnolo-gien bedarf es Service-Provider, die entsprechende Modifikationen und Konfigurationen an der Hard- und Software vornehmen. Diese Komponente der Wertschöpfungskette kann für Unternehmen jeder Größe lukrativ sein, da sie vielfältige Ansätze für unter-schiedliche Businessmodelle bietet. Im Bereich des Serviceproviding finden sich daher neben weltweit operierenden Systemhäusern wie EDS oder debis auch zahlreiche kleine Firmen, die, örtlich begrenzt, Internet-Technologie aufbauen und pflegen.

    Inhalte: In der Informationsgesellschaft stellen die Inhalte „das Herz der Wertschöpfung“ ([Schr98], Seite 84) dar, ihre Bedeutung erhöht sich stetig, da es sich um knappe Güter handelt, der Bedarf jedoch ständig wächst . Zu den sogenannten Content-Providern, den Besitzern von Inhalten, gehören vor allem Verlage und Studios, die Inhalte selbst erstellen, Archive verwalten oder gekaufte Inhalte bündeln, für die Verwendung im Internet aufbereiten und zur Verfügung stellen. Zu einer speziellen Gruppe der Inhalteanbieter gehören proprietäre Online-Dienste wie AOL, CompuServe oder T-Online, die eigene Inhalte nur exklusiv den Kunden des eigenen Online-Dienstes anbieten, um gegenüber dem weltweit verfügbaren Internet ein Alleinstellungsmerkmal zu etablieren.

    Kontexterstellung: Neben der Aufbereitung von Inhalten aus dem Offline-Bereich für den Einsatz im Online-Medien gehört die Kontexterstellung speziell für das Medium Internet zu einer der wichtigsten Businessmöglichkeiten für kreative Unternehmen jeder Größe. Anbieter wie Werbeagenturen, Softwarehäuser oder Online-Dienste erzeugen Inhalte speziell für die Zielgruppe der Internet-Anbieter, beispielsweise Internet-Magazine oder Online-Events.

  • Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Kunden im Internet

    Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

    Da das Internet über keine zentrale Erfassung der angeschlossenen Hosts oder verbun-denen Benutzer verfügt, liegen keine exakten demographischen Daten der Internet-Benutzer vor. Um dennoch annähernd verlässliche Informationen über die Anzahl der Benutzer sowie die Benutzerstruktur zu erhalten, werden Schätzungen und Befragungen durchgeführt. Schätzungen basieren auf einer Multiplikation der Anzahl von Internethosts mit der durchschnittlichen Anzahl von Benutzern pro Host. Da derartige Schätzungen allerdings wenig verläßlich sind und die reine Anzahl der Benutzer keine Aussagen über das kommerzielle Potential des Internet zuläßt, werden zuverlässigere Zahlen zumeist über Befragungen der Internetbenutzer und Nicht-Internetbenutzer durchgeführt.

    Die Literatur unterscheidet zwischen internetexternen Befragungen, die an die Gesamt-bevölkerung gerichtet sind sowie internetinternen Befragungen, die sich ausschließlich auf Internetbenutzer beschränkten . Allerdings ist bei allen Umfragen zu berücksichtigen, daß es sich nur selten um repräsentatives Zahlenmaterial handelt, da bei den Be-fragungen zumeist keine repräsentativen Stichproben gebildet werden, sondern die Be-fragten sich oftmals selbst für die Befragung auswählen.

    2.3.1 Internetexterne Befragungen

    Internetexterne Befragungen, die nicht nur innerhalb der Gruppe der Internetbenutzer durchgeführt werden, sondern die Gesamtbevölkerung abdecken, sind in der Regel zwar kostspieliger, liefern allerdings oftmals repräsentativere Ergebnisse als internetinterne Befragungen. Die Umfrageserie des Marktforschungsinstituts Nielsen Media Research in Zusammenarbeit mit CommerceNet zeigt einen repräsentativen Überblick über die Nut-zerstruktur in der Bevölkerung Nordamerikas. Dabei wurden seit 1995 telefonische Um-fragen durchgeführt. Die befragten Personen waren über 16 Jahre als und waren über ein Zufallsprinzip ausgewählt worden. Abbildung 8 zeigt die Ergebnisse der letzten Umfragen sowie eine Prognose bis zum Jahr 2000. Dabei zählen bei der Umfrage als Inter-netbenutzer Personen, die im letzten Monat vor dem Interview das Internet benutzt haben und als Webbenutzer Personen, die zusätzlich dazu das World Wide Web mindestens einmal im letzten Monat vor dem Interview benutzt haben.

    Abbildung 8: Anzahl der Internet- und Web-Benutzer in Nordamerika (USA und Kanada)

    In Nordamerika liegt der Anteil der Internetbenutzer an der Gesamtbevölkerung im Alter ab 16 Jahren demnach bereits über 20%. Somit kann das Internet bereits eindeutig als Massenmedium bezeichnet werden, nahezu gleichbedeutend mit den etablierten Mas-senmedien TV, Print und Hörfunk .

    Laut dem Marktforschungsinstitut Nua gehört neben Nordamerika Europa zum zweit-größten Internetmarkt. Nach Schätzungen der Nua Internet Surveys gab es im Juni 1999 weltweit zirka 179 Millionen Online-Nutzer. Weltweit nach Regionen unterteilt ergibt sich die in Tabelle 3 gezeigte Nutzerstruktur.

    Kontinent Anzahl (Juni 1999)

    Afrika 1.140.000

    Asien/Pazifik 26.970.000

    Europa 42.690.000

    Mittlerer Osten 880.000

    USA und Kanada 102.030.000

    Südamerika 5.290.000

    Tabelle 3: Online-Nutzer weltweit nach Regionen

    Betrachtet man den europäischen Internetmarkt, zeigen sich deutliche Unterschiede in den einzelnen europäischen Ländern. Während beispielsweise in Schweden und Island der Anteil der Internetbenutzer an der Gesamtbevölkerung bereits bei über 40% liegt, sind es in Deutschland lediglich 10%. Der geringe Anteil in Deutschland demonstriert, welches Potential für Geschäftsmodelle das Internet in Deutschland noch birgt. Tabelle 4 zeigt die Nutzerstruktur in einzelnen Ländern Europas.

    Land Stand Online-Nutzer Anteil an derGesamtbevölkerung

    Belgien Feb. 1999 1,4 Mio. 16 %

    Dänemark Mai 1999 1,7 Mio. 34 %

    Deutschland März 1999 8,4 Mio. 10 %

    Estland Okt. 1998 152 000 10 %

    Finnland Mai 1998 1,6 Mio. 32 %

    Frankreich Mai 1998 2,5 Mio. 5,2 %

    Griechenl. Jan. 1998 111 000 1,0 %

    Grossbrit. Dez. 1998 10,6 Mio. 18,0 %

    Irland Juni 1999 380 000 13,5 %

    Island Dez. 1998 121 074 45,0 %

    Italien Juni 1999 5 Mio. 7,96 %

    Kroatien Mai 1999 100 000 2 %

    Niederlande März 1999 2,3 Mio. 13,7 %

    Norwegen Mai 1999 1,6 Mio 36,3 %

    Österreich Aug. 1998 442 000 5,5 %

    Polen Nov. 1997 700 000 1,81 %

    Portugal Jan. 1998 188 000 1,9 %

    Russland Dez. 1998 1,2 Mio. 0,8 %

    Schweden Mai 1999 3,6 Mio. 40,9 %

    Schweiz Sept. 1998 1,2 Mio. 16,2 %

    Slowakei Sept.1998 510 000 9,5 %

    Spanien März 1999 2 747 000 7,7 %

    Tschechien Jan. 1998 270 000 2,56 %

    Türkei Mai 1997 600 000 1,0 %

    Ungarn Mai 1998 200 000 2,0 %

    Tabelle 4: Online-Nutzer in Europa

    Vergleicht man die Geschwindigkeit der Internet-Verbreitung bei den Verbrauchern mit anderen Technologien des 20. Jahrhunderts, zeigt sich, daß sich keine Technologie so rasch bei den Verbrauchern verbreitet hat wie das Internet. Abbildung 9 zeigt, daß ledig-lich das Massenmedium Fernsehen eine ähnlich rasche Verbreitung fand wie heutzutage das Internet. Anhand der rasant steigenden Popularität ist zu erwarten, daß sich das Internet wie Elektrizität, Fernsehen oder Automobil bereits in wenigen Jahren zu einem ganz selbstverständlichen Massenmedium entwickeln wird.

    Abbildung 9: Prozentsatz der Verbreitung von Massenmedien bei Verbrauchern

    2.3.2 Internetinterne Befragungen

    Internetinterne Befragungen beschränken sich ausschließlich auf die Zielgruppe der be-reits aktiven Internetbenutzer, die durch gezielte Fragestellungen Profile der aktiven In-ternetbenutzer ergeben. Zu den bekanntesten und renommiertesten internetinternen Umfragen gehören die Graphic, Visualization and Usability Center der Georgia Tech Uni-versity, Atlanta USA . Die bekanntesten Internetumfragen in Deutschland basieren auf den Umfragen von W3B /Fittkau & Maaß GmbH) , allerdings können die Ergebnisse der internetinternen Umfragen oftmals nicht unbedingt als repräsentativ angesehen werden, da die Adressaten zumeist selbst ausgewählt wurden.

    Tabelle 5 zeigt als Ergebnis der 10. Umfrage des Graphic, Visualization and Usability Center die aktuelle Benutzerstruktur sowie die Veränderungen gegenüber der vorherge-henden Umfrage. Dabei wird deutlich, daß sowohl der Anteil der Frauen als auch die durchschnittliche Interneterfahrung der Befragten ansteigt.

    10. Umfrage

    (Oktober 1998) 9. Umfrage

    (April 1998)

    Geschlecht Weiblich 37.6 % 28.8 %

    Männlich 37.5 % 30.9 %

    Interneterfahrung < 1 Jahr 41.4 % 36.9 %

    1 Jahr bis 3 Jahre 38.0 % 35.0 %

    > 3 Jahre 36.3 % 34.3 %

    Tabelle 5: Geschlecht und Internet-Erfahrung der Internet-Benutzer

    Die regelmäßigen Umfragen des W3B zeigen, daß auch in Deutschland der Anteil der Frauen stetig zunimmt und das Durchschnittsalter der Internetbenutzer steigt. Zudem löst sich durch den sinkenden Anteil von Studenten das Medium Internet aus der ursprünglich universitären Umgebung und wird zum Massenmedium. Tabelle 6 zeigt die Entwicklung der Benutzerstruktur in Deutschland.

    Umfrage

    1/95 Umfrage 1/96 Umfrage 2/96 Umfrage 1/97 Umfrage 2/97 Umfrage 1/98 Umfrage 2/98 Umfrage 1/99

    Anteil Frauen 6,2 % 9 % 9,2 % 10,5 % 12,2 % 15,5 % 17,2 % 23,2 %

    Durchschnittsalter 29 29 30 32 33 35,5 34 34,5

    Schulabschluß: Anteil Abiturienten 94,5 % 85,5 % 78,4 % 71,6 % 69,8 % 63,9 % 64 % 59,6 %

    Beruf: Anteil Studenten 48,2 % 40,4 % 29,8 % 22,4 % 17,4 % 17,1 % 15,9 % 15,0 %

    Tabelle 6: Entwicklung der Benutzerstruktur in Deutschland