Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Folgen für ausgesuchte Geschäftsmodelle

Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

2.5 Folgen für ausgesuchte Geschäftsmodelle

Der Einsatz der Internet-Technologie in traditionellen Geschäftsprozessen bewirkt vor allem im klassischen Groß- und Außenhandel die weitreichendsten Veränderungen . Neben dem Groß- und Einzelhandel werden auch andere klassische Geschäftsmodelle eine Wandlung erfahren. Hierzu gehören vor allem:

• Reise- und Tourismusbranche

• Printmedien

2.5.1 Reise- und Tourismusbranche

Die Tourismusbranche gehört mit einem Jahresumsatz von 126 Milliarden US-Dollar zu einer der umsatzstärksten Industrien. Der Anteil der im Internet generierten Umsätze fällt mit 2,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 1998 noch relativ gering aus, die Entwicklung ist jedoch rasant. Im Jahre 1997 waren es noch 911 Millionen US-Dollar, im Jahr 1996 erst 274 Millionen US-Dollar. Laut dem Marktforschungsinstitut Jupiter Communications wird der Anteil des E-Commerce im Bereich Reise und Tourismus bis zum Jahre 2003 auf 29,4 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die Entwicklung wirkt sich vor allem auf klassische Reisebüros aus, die bislang die Rolle des Vermittlers zwischen Reisenden und Fluggesellschaften bzw. Reiseveranstaltern übernehmen.

Jupiter Communications sieht die rasante Entwicklung vor allem durch folgende Einflußfaktoren begründet:

• Online-Ticket-Verkauf durch Fluggesellschaften: Zahlreiche Fluggesellschaften wie Delta Airlines, American Airlines, United Airlines oder Lufthansa betreiben eigene Internet-Seiten mit der Möglichkeit, direkt im Internet Flugtickets zu buchen. Laut Jupiter Communications werden bis zum Jahre 2002 zirka 62 Prozent der im Internet verkauften Flugtickets direkt von den Fluggesellschaften verkauft werden. Im Vergleich dazu liegt im konventionellen Ticketverkauf der Anteil der direkt von den Fluggesellschaften verkauften Tickets lediglich bei 15 bis 20 Prozent.

• Wegfall der Gebühren und Aufschläge im Internet: Bei zahlreichen Fluggesellschaften ist das Buchen eines Reisetickets direkt auf den Internetseiten der Fluggesellschaft günstiger als im traditionellen Reisebüro. Oftmals verzichten die Fluggesellschaften bei Internet-Buchungen auf Aufschläge, die für klassische Reisebüros die Gewinnspanne des Ticketverkaufs ausmachten.

• Last-Minute- und Sonderangebote im Internet: Im Internet gibt es zahlreiche Last-Minute- und Schnäppchenanbieter, die Übersichten über die günstigsten Reise- und Flugtickets bieten. Dank des Internet ist es für den Kunden leicht, Angebote ohne viel Zeitaufwand direkt miteinander zu vergleichen.

2.5.2 Printmedien

Klassische Printmedien, insbesondere Tageszeitungen, werden durch die Verbreitung des Internet an Bedeutung verlieren. Die Literatur vergleicht die Auswirkungen des Internet auf den Markt für Tageszeitungen mit den Auswirkungen des Fernsehens in den 50-er Jahren auf den Markt der Abendzeitungen . Von 1950 bis 1997 sank die Zahl der Abendzeitungen in den USA von 1.450 auf 816, während Morgenzeitungen von 322 auf 755 stiegen. Eine ähnliche Entwicklung wird den traditionellen Tageszeitungen durch das Internet widerfahren. Der kritische Erfolgsfaktor sind dabei Kleinanzeigen, sowohl im Print- als auch im Online-Medium. Auf dem US-amerikanischen Markt setzt die Printindustrie mit Kleinanzeigen derzeit jährlich 18,8 Milliarden US-Dollar um. Bis 2003 prophezeit das Marktforschungsinstitut Forrester den Online-Ausgaben von Tageszeitungen und Newsdiensten einen Kleinanzeigen-Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar.

Die Gründe für die zunehmende Popularität von Kleinanzeigen im Internet und somit die Gefahr für den Rückgang klassischer Kleinanzeigen in Printmedien sind vielschichtig:

• Interaktivität: Im Online-Medium Internet lassen sich bei Kleinanzeigen ohne großen Zeitaufwand Preisvergleiche zwischen ähnlichen Angeboten aufstellen. Die Suche nach bestimmten Produkten erfolgt dank interaktiver Suchhilfen innerhalb weniger Augenblicke.

• Konkurrierende Geschäftsmodelle: Neben Tageszeitungen bieten auch Anbieter für spezielle Zielgruppen Kleinanzeigen im Internet an, beispielsweise die Anbieter Autobytel.com (Fahrzeuge), Realtor.com (Immobilien), Rent.Net (Immobilien) oder CarPoint (Fahrzeuge).

• Internet-Auktionen: Eine besondere Gefahr für klassische Kleinanzeigen geht von Online-Auktionen wie ebay.com, alando.de oder ricardo.de aus. Online-Auktionen versteigern die unterschiedlichsten Produkte, von Antiquitäten bis Computer. Der Internet Analyst Vernon Keenan vergleicht eBay mit einem „PacMan, der sich durch den Sammler- und Kleinanzeigen-Markt frißt und Kleinanzeigen besser vermarktet als es sich Tageszeitungen je erhoffen können“.

Vor allem kleine und mittlere Tageszeitungen werden die Auswirkungen wie sinkende Einnahmen durch Kleinanzeigen spüren. Bei großen, national oder weltweit erscheinenden Tageszeitungen wie The New York Times, USA Today oder The Wall Street Journal werden die Auswirkungen geringer sein, da sie bereits über eine entsprechende Online-Ausgabe der Tageszeitung verfügen. Als Pionier gilt dabei die US-amerikanische Zeitung San Jose Mercury News, die bereits seit 1993 im Online-Dienst America Online (AOL) vertreten ist. Laut der Newspaper Association of America sind in den USA von den 1.500 Tageszeitungen lediglich die Hälfte im Internet vertreten, wobei bei zahlreichen Internet-Auftritten der Fehler begangen wird, lediglich alte Inhalte im Internet verfügbar zu machen.

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