Diplomarbeit "Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet" – Kunden im Internet

Auszug aus der Diplomarbeit „Eine Klassifizierung von Geschäftsmodellen im Internet„.

Da das Internet über keine zentrale Erfassung der angeschlossenen Hosts oder verbun-denen Benutzer verfügt, liegen keine exakten demographischen Daten der Internet-Benutzer vor. Um dennoch annähernd verlässliche Informationen über die Anzahl der Benutzer sowie die Benutzerstruktur zu erhalten, werden Schätzungen und Befragungen durchgeführt. Schätzungen basieren auf einer Multiplikation der Anzahl von Internethosts mit der durchschnittlichen Anzahl von Benutzern pro Host. Da derartige Schätzungen allerdings wenig verläßlich sind und die reine Anzahl der Benutzer keine Aussagen über das kommerzielle Potential des Internet zuläßt, werden zuverlässigere Zahlen zumeist über Befragungen der Internetbenutzer und Nicht-Internetbenutzer durchgeführt.

Die Literatur unterscheidet zwischen internetexternen Befragungen, die an die Gesamt-bevölkerung gerichtet sind sowie internetinternen Befragungen, die sich ausschließlich auf Internetbenutzer beschränkten . Allerdings ist bei allen Umfragen zu berücksichtigen, daß es sich nur selten um repräsentatives Zahlenmaterial handelt, da bei den Be-fragungen zumeist keine repräsentativen Stichproben gebildet werden, sondern die Be-fragten sich oftmals selbst für die Befragung auswählen.

2.3.1 Internetexterne Befragungen

Internetexterne Befragungen, die nicht nur innerhalb der Gruppe der Internetbenutzer durchgeführt werden, sondern die Gesamtbevölkerung abdecken, sind in der Regel zwar kostspieliger, liefern allerdings oftmals repräsentativere Ergebnisse als internetinterne Befragungen. Die Umfrageserie des Marktforschungsinstituts Nielsen Media Research in Zusammenarbeit mit CommerceNet zeigt einen repräsentativen Überblick über die Nut-zerstruktur in der Bevölkerung Nordamerikas. Dabei wurden seit 1995 telefonische Um-fragen durchgeführt. Die befragten Personen waren über 16 Jahre als und waren über ein Zufallsprinzip ausgewählt worden. Abbildung 8 zeigt die Ergebnisse der letzten Umfragen sowie eine Prognose bis zum Jahr 2000. Dabei zählen bei der Umfrage als Inter-netbenutzer Personen, die im letzten Monat vor dem Interview das Internet benutzt haben und als Webbenutzer Personen, die zusätzlich dazu das World Wide Web mindestens einmal im letzten Monat vor dem Interview benutzt haben.

Abbildung 8: Anzahl der Internet- und Web-Benutzer in Nordamerika (USA und Kanada)

In Nordamerika liegt der Anteil der Internetbenutzer an der Gesamtbevölkerung im Alter ab 16 Jahren demnach bereits über 20%. Somit kann das Internet bereits eindeutig als Massenmedium bezeichnet werden, nahezu gleichbedeutend mit den etablierten Mas-senmedien TV, Print und Hörfunk .

Laut dem Marktforschungsinstitut Nua gehört neben Nordamerika Europa zum zweit-größten Internetmarkt. Nach Schätzungen der Nua Internet Surveys gab es im Juni 1999 weltweit zirka 179 Millionen Online-Nutzer. Weltweit nach Regionen unterteilt ergibt sich die in Tabelle 3 gezeigte Nutzerstruktur.

Kontinent Anzahl (Juni 1999)

Afrika 1.140.000

Asien/Pazifik 26.970.000

Europa 42.690.000

Mittlerer Osten 880.000

USA und Kanada 102.030.000

Südamerika 5.290.000

Tabelle 3: Online-Nutzer weltweit nach Regionen

Betrachtet man den europäischen Internetmarkt, zeigen sich deutliche Unterschiede in den einzelnen europäischen Ländern. Während beispielsweise in Schweden und Island der Anteil der Internetbenutzer an der Gesamtbevölkerung bereits bei über 40% liegt, sind es in Deutschland lediglich 10%. Der geringe Anteil in Deutschland demonstriert, welches Potential für Geschäftsmodelle das Internet in Deutschland noch birgt. Tabelle 4 zeigt die Nutzerstruktur in einzelnen Ländern Europas.

Land Stand Online-Nutzer Anteil an derGesamtbevölkerung

Belgien Feb. 1999 1,4 Mio. 16 %

Dänemark Mai 1999 1,7 Mio. 34 %

Deutschland März 1999 8,4 Mio. 10 %

Estland Okt. 1998 152 000 10 %

Finnland Mai 1998 1,6 Mio. 32 %

Frankreich Mai 1998 2,5 Mio. 5,2 %

Griechenl. Jan. 1998 111 000 1,0 %

Grossbrit. Dez. 1998 10,6 Mio. 18,0 %

Irland Juni 1999 380 000 13,5 %

Island Dez. 1998 121 074 45,0 %

Italien Juni 1999 5 Mio. 7,96 %

Kroatien Mai 1999 100 000 2 %

Niederlande März 1999 2,3 Mio. 13,7 %

Norwegen Mai 1999 1,6 Mio 36,3 %

Österreich Aug. 1998 442 000 5,5 %

Polen Nov. 1997 700 000 1,81 %

Portugal Jan. 1998 188 000 1,9 %

Russland Dez. 1998 1,2 Mio. 0,8 %

Schweden Mai 1999 3,6 Mio. 40,9 %

Schweiz Sept. 1998 1,2 Mio. 16,2 %

Slowakei Sept.1998 510 000 9,5 %

Spanien März 1999 2 747 000 7,7 %

Tschechien Jan. 1998 270 000 2,56 %

Türkei Mai 1997 600 000 1,0 %

Ungarn Mai 1998 200 000 2,0 %

Tabelle 4: Online-Nutzer in Europa

Vergleicht man die Geschwindigkeit der Internet-Verbreitung bei den Verbrauchern mit anderen Technologien des 20. Jahrhunderts, zeigt sich, daß sich keine Technologie so rasch bei den Verbrauchern verbreitet hat wie das Internet. Abbildung 9 zeigt, daß ledig-lich das Massenmedium Fernsehen eine ähnlich rasche Verbreitung fand wie heutzutage das Internet. Anhand der rasant steigenden Popularität ist zu erwarten, daß sich das Internet wie Elektrizität, Fernsehen oder Automobil bereits in wenigen Jahren zu einem ganz selbstverständlichen Massenmedium entwickeln wird.

Abbildung 9: Prozentsatz der Verbreitung von Massenmedien bei Verbrauchern

2.3.2 Internetinterne Befragungen

Internetinterne Befragungen beschränken sich ausschließlich auf die Zielgruppe der be-reits aktiven Internetbenutzer, die durch gezielte Fragestellungen Profile der aktiven In-ternetbenutzer ergeben. Zu den bekanntesten und renommiertesten internetinternen Umfragen gehören die Graphic, Visualization and Usability Center der Georgia Tech Uni-versity, Atlanta USA . Die bekanntesten Internetumfragen in Deutschland basieren auf den Umfragen von W3B /Fittkau & Maaß GmbH) , allerdings können die Ergebnisse der internetinternen Umfragen oftmals nicht unbedingt als repräsentativ angesehen werden, da die Adressaten zumeist selbst ausgewählt wurden.

Tabelle 5 zeigt als Ergebnis der 10. Umfrage des Graphic, Visualization and Usability Center die aktuelle Benutzerstruktur sowie die Veränderungen gegenüber der vorherge-henden Umfrage. Dabei wird deutlich, daß sowohl der Anteil der Frauen als auch die durchschnittliche Interneterfahrung der Befragten ansteigt.

10. Umfrage

(Oktober 1998) 9. Umfrage

(April 1998)

Geschlecht Weiblich 37.6 % 28.8 %

Männlich 37.5 % 30.9 %

Interneterfahrung < 1 Jahr 41.4 % 36.9 %

1 Jahr bis 3 Jahre 38.0 % 35.0 %

> 3 Jahre 36.3 % 34.3 %

Tabelle 5: Geschlecht und Internet-Erfahrung der Internet-Benutzer

Die regelmäßigen Umfragen des W3B zeigen, daß auch in Deutschland der Anteil der Frauen stetig zunimmt und das Durchschnittsalter der Internetbenutzer steigt. Zudem löst sich durch den sinkenden Anteil von Studenten das Medium Internet aus der ursprünglich universitären Umgebung und wird zum Massenmedium. Tabelle 6 zeigt die Entwicklung der Benutzerstruktur in Deutschland.

Umfrage

1/95 Umfrage 1/96 Umfrage 2/96 Umfrage 1/97 Umfrage 2/97 Umfrage 1/98 Umfrage 2/98 Umfrage 1/99

Anteil Frauen 6,2 % 9 % 9,2 % 10,5 % 12,2 % 15,5 % 17,2 % 23,2 %

Durchschnittsalter 29 29 30 32 33 35,5 34 34,5

Schulabschluß: Anteil Abiturienten 94,5 % 85,5 % 78,4 % 71,6 % 69,8 % 63,9 % 64 % 59,6 %

Beruf: Anteil Studenten 48,2 % 40,4 % 29,8 % 22,4 % 17,4 % 17,1 % 15,9 % 15,0 %

Tabelle 6: Entwicklung der Benutzerstruktur in Deutschland

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