Nicht nur Live-Gespräche und -Diskussionen gehören im Internet zur Tagesordnung. Neben den Chat-Bereichen spielen vor allem die sogenannten Newsgroups eine große Rolle. Auch hier können sich mehrere tausend Internet-Teilnehmer über die unterschiedlichsten Themen unterhalten. Allerdings mit einem gewaltigen Unterschied: Die Unterhaltung läuft nicht live und in Echtzeit ab, sondern zeitversetzt.
Newsgroups arbeiten wir elektronische schwarze Bretter. An jedem Schwarzen Brett hängen News, kleine Texte und Artikel, die für jedermann lesbar und zugänglich sind. Jeder Internet-Anwender kann die Schwarzen Bretter – die Newsgroups – nutzen und die aushängenden Nachrichten und Fragen lesen oder auf die eigene Festplatte kopieren. Täglich kommen neue Nachrichten hinzu. Wer sich an einer laufenden Diskussion beteiligen oder auf eine Frage antworten möchte, kann eine eigene Antworten verfassen und sie am Schwarzen Brett praktisch unter die Frage hängen. Auf diese Weise entwickelt sich ein regelrechter Diskussionsfaden (ein sogenannter Thread), der sich nicht selten über mehrere Wochen erstreckt. Wie lange eine Nachricht oder ein Diskussionsfaden auf dem News-Server verweilt, hängt von der Kapazität des jeweiligen Servers ab. In der Regel haben die Nachrichten nur eine Lebensdauer von einigen Tagen, maximal von zwei Wochen. Danach machen sie Platz für neue Artikel. Die Artikel der Newsgroups sind somit stets auf dem neuesten Stand.
Insgesamt existieren weltweit zirka 10.000 Newsgroups zu den unterschiedlichsten Themengebieten – vom Michael Jackson-Fanclub, über Basic-Programmierung und Datenbankentwicklung bis hin zur Bonsai-Pflege. Zu fast jedem erdenklichen Thema steht im Usenet – so wie das Netzwerk der Newsgroup-Server genannt – ein eigenes Schwarzes Brett zur Verfügung.
Private Newsgroups
Das gesamte Usenet basiert auf dem Prinzip „Anwender helfen Anwendern“. Es ist durchgängig nicht-kommerziell und gehört keiner Firma oder Organisation; auch wenn einige Newsgroups von Firmenmitarbeitern betreut werden oder sich ausschließlich um die Produkte einer Firma drehen.
Um sich in der Themenvielfalft der Newsgroups zurechtzufinden, sind die einzelnen Schwarzen Bretter in Gruppen und Untergruppen eingeteilt. Die Gruppen tragen zumeist aussagekräftige Bezeichnungen, so daß bereits anhand des Namens ersichtlich ist, worum es sich in der Newsgroup dreht. Sämtliche der knapp 10.000 Kategorien sind in über 40 Haupt- und hunderten Unterkategorien einsortiert. Folgende Kategorien gehören zu den wichtigsten und beliebtesten Kategorien des Usenet:
alt
Bunter Mix aus unterschiedlichen, zumeist nicht-technischen Themen, zirka 2.800 Newsgroups
bionet
Wissenschaftliche Informationen für Biologen, etwa 100 Newsgroups
comp
Computer-relevante Themen, zirka 900 Newsgroups
de
Deutschsprachige Themengebiete, etwa 350 Newsgroups
microsoft
Informationen rund um Microsoft-Produkte, etwa 650 Newsgroups
misc
Bunter Mix unterschiedlicher Themen, etwa 130 Newsgroups
rec
Themen rund um Freizeit und Unterhaltung, etwa 680 Newsgroups
Jede der über 40 Hauptkategorien gliedert sich in weitere Unterkategorien, die wiederum weitere Themenbereiche enthält, so daß ein hierarchisch gegliederter Baum entsteht. In der Kategorie comp gibt es beispielsweise die Unterkategorie database und dort wieder die Unterkategorie oracle; hier ist schließlich die Newsgroup tools zu finden. Der komplette Name der Newsgroup, die sich mit den Tools der Datenbank Oracel befaßt, lautet demnach comp.database.oracle.tools.
So funktionieren Newsgroups
Ein kurzer Blick hinter die Kulissen verrät, wie der Nachrichtenaustausch im Usenet technisch über die Bühne geht. Eine Newsgroups im Internet ist im Grunde ein Zusammenschluß mehrerer sogenannter Newsgroup Server, die sich über das Net News Transport Protocol – kurz NNTP – miteinander „unterhalten“. Auf die News Server greifen News Reader zu, die die neuesten Nachrichten abholen bzw. bereitliegende Nachrichten senden.
Das Datenaufkommen im Usenet ist enorm: Sämtliche Schwarzen Bretter – derzeit etwa 10.000 – werden mit allen darin enthaltenen Nachrichten und Antworten ständig durch das Internet transportiert und kopiert. Nur so ist gewährleistet, daß die aktuellen Nachrichten tatsächlich auf dem Server eines jeden Providers zum Abruf bereit liegen. Eine neue Nachricht, sei sie noch so klein, wird also mehrere tausend Mal durch das Internet an alle News-Server der Welt verschickt. Pro Woche tauschen die News-Server mehrere Gigabyte (Ein Gigabyte entspricht 1.000 MegaByte) Daten aus. Daher gilt beim Verfassen neuer Texte stets die Devise: „Fasse Dich kurz“.
Offen oder moderiert?
Bei den meisten Newsgroups handelt es sich um offene Gruppen, d.h., jeder Anwender kann dort zu jeder Zeit Artikel lesen, verfassen oder beantworten. Neben den offenen Gruppen existieren auch moderierte Gruppen. Ein sogenannte Moderator kontrolliert und überprüft alle eingehenden Nachrichten. Die Moderation fördert zwar oft die Qualität der einzelnen Beiträge, die Zensur widerspricht allerdings der Redefreiheit im Internet. Zensierte Newsgroups sind daher sehr selten, die Kontrolle beschränkt sich zumeist auf Newsgroups, die sich auf die Veröffentlichung spezieller Inhalte, wie literarische Texte beschränken.
(Stand: 1998)