Amazon hat sie, und viele andere Shopping- und Reiseportale auch: Rezensionen, Sternchen und Bewertungen anderer Kunden. Bei der Kaufentscheidungen spielen die Rezensionen eine große Rolle. Viele Käufer entscheiden anhand der Bewertungen und Meinungen anderer Kunden, ob das Gerät gekauft oder die Reise gebucht wird. Doch aufgepasst: viele Bewertungen sind gefälscht oder schlicht bezahlte Einträge. Wie zeigen, wie Sie Fälschungen erkennen und worauf Sie achten müssen.
1 Euro pro Bewertung
Dass sich Bewertungen und vermeintlich objektive Meinungen kaufen lassen, zeigt ein Blick in die Job-Angebote des Cylex-Branchenbuch. Hier wird gezielt nach Online-Autoren gesucht, die nichts anderes machen als Empfehlungen für Handwerker, Restaurants, Kneipen, Hotels und vielen anderen Produkten und Dienstleistern zu schreiben. Der Verdienst für mindestens 250 Zeichen je Bewertung und 30 Bewertungen im Monat: 1 Euro pro Bewertung; mit Foto 1,50 Euro.
Bewertungen kaufen
Findige Marketingchefs greifen zu einem anderen Trick, um die eigenen Produkte besser dastehen zu lassen. Auf Textbroker-Plattformen wie textbroker.de kann jedermann Onlineredakteure anheuern, die für eine Handvoll Euro positive Kundenrezensionen verfassen. Beliebig viele und beliebig oft.
Gefälschte Bewertungen und Rezensionen erkennen
Bei solchen Angeboten wundert es nicht, dass es bei Amazon & Co. nur so von gefälschten Bewertungen wimmelt. Zwar versprechen die Betreiber von Bewertungsportalen wie Ciao, dass sie die Kundenrezensionen prüfen. Gelöscht wird aber nur selten.
Doch wie erkennt man, dass es sich um gefälschte und gekaufte Bewertungen handelt. Die folgende Checkliste hilft zumindest, die auffälligsten Fälschungen zu identifizieren:
- Sprache
Auffälligstes Merkmal ist die Sprache. Gefälschte Rezensionen sind oft von übertriebenem Lob und fehlender Objektivität geprägt. Handelt es sich um eine regelrechte Lobrede ohne Abwägung der Vor- und Nachteile, sind Zweifel angebracht. Auch übermäßig viele Ausrufezeichen wie „Ein wirklich tolles Produkt!!!!!!“ sind zweifelhaft. Ebenfalls kritisch: Wenn in der Rezension Begriffe aus der Marketing- oder Werbesprache Verwendung finden, etwa „Destination“ statt einfach „Reiseziel“.
- Kopierte Rezensionstexte
Da die Vergütung für Autoren mit rund einem Euro pro gekaufter Rezension recht dürftig ist, werden die Texte oft einfach kopiert, etwa aus Pressemeldungen oder Produktbeschreibungen der Hersteller. Ob die Meinung zusammenkopiert wurden, können Sie leicht feststellen: Kopieren Sie einfach einen Teil der Rezension in die Zwischenablage (markieren und [Strg][C]), und fügen Sie die Passage mit [Strg][V] in das Google-Suchfeld ein. Und schon erfahren Sie, ob diese Passage bereits woanders Verwendung findet.
- Pseudonyme
Gekaufte Rezensionen verbergen sich häufig hinter Pseudonymen.
- Andere Rezensionen
Prüfen Sie, welche Bewertungen der User für andere Produkte abgegeben hat. Handelt es sich immer um die gleichen Produkte oder immer um Produkte einer Firma, sollten Sie die Glaubwürdigkeit des Rezensenten anzweifeln. Fragwürdig sind auch ausschließlich positive (oder negative) Bewertungen.
In der Praxis haben sich die Methoden aus der Statistik bewährt: Um einen objektiven Überblick über die Bewertungen zu erhalten, sollten Sie die Ausreißer eliminieren, sprich: alle überschwänglich positiven und die rein negativen Bewertungen ignorieren. Aus den übrigen Bewertungen im Mittelfeld lässt sich dann ein recht objektives Urteil bilden.