VoIP-Internettelefonie: So funktioniert VoIP

Am Prinzip des Telefons hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht viel verändert. Bei einem klassischen Telefonanruf – z.B. von Hamburg nach München – passiert folgendes: Ihr Telefonanbieter – z.B. die Deutsche Telekom – stellt für Sie eine eigene Telefonleitung von Hamburg nach München zur Verfügung. Dieses Sprachleitung ist nur für Ihr persönliches Telefongespräch reserviert – und für nichts anderes. Das gesprochene Wort wandert durch die für Sie reservierte Leitung ohne Umwege direkt zur Ihrem Gesprächspartner. Simpel, aber effektiv.

Beim klassischen Telefon wandert das Gespräch direkt und ohne Umwege zwischen den Gesprächspartnern hin und her. Die geschaltete Leitung ist praktisch nur für Sie und Ihr Gespräch da.

Ganz anders bei VoIP. Hier läuft das Gespräch über das Internet. Und das Internet funktioniert vollkommen anders als das klassische Telefonnetz. Die wichtigsten Unterschiede:

– Keine eigene Leitung: Im Internet steht Ihnen keine eigene „Telefonleitung“ zur Verfügung. Sie müssen sich die Leitung mit vielen Anderen – z.B. auch mit Ihrem eigenen Computer – teilen. Daten und Sprache laufen über eine Leitung. Eine für Alles.

– Das Gespräch wird zerstückelt: Das Telefongespräch wird in kleine Häppchen – praktisch Sprachfetzen – zerschnitten und stückchenweise zum Gesprächspartner übertragen.

Keine eigene Leitung

Bei VoIP läuft das Telefongespräch über das weltweite Internet. Und da ist einiges los. Denn das Internet ist im Grunde für niemanden exklusiv, sondern für alles und jeden da – auch für alle möglichen Inhalte. Texte, Webseiten, Bilder, Filme, Musik und E-Mails wandern durch das Internet. Und eben auch Ihr Telefongespräch. Während das klassische Telefonnetz nur zum Telefonieren da ist, entpuppt sich das Internet zum universellen Netz für alle Dienste – Telefonate inklusive.

Die vielfältige Nutzung der Internet-Leitung beginnt bereits bei Ihnen zu Hause. Mit einem VoIP-Telefon teilen sich plötzlich Ihr Computer und das neue Internet-Telefon die gemeinsame Internetleitung. Beide – Computer und VoIP-Telefon – kommunizieren über dieselbe Leitung.

Ein wichtiger Unterschied zum klassischen Telefonieren: Es gibt keine exklusive Leitung – das Gespräch wandert mit vielen anderen Datenpaketen (z.B. E-Mails, Musik und Filmen) durch das Internet.

Das Gespräch wird zerstückelt

Hört sich schlimm an, ist es aber nicht: Beim Telefonieren im Internet wird das komplette Gespräch in kleine, handliche Datenpakete zerstückelt und dann via Internet zum Gesprächspartner übertragen. Das sieht im Einzelnen folgendermaßen aus:

1. Sobald das Gespräch beginnt, wandelt das Telefon die gesprochenen Worte zunächst in ein digitales Format um. Das Gespräch wird digitalisiert.

2. Anschließend bereitet das VoIP-Telefon die digitalen Sprachdaten für den Versand via Internet vor. Das Telefon wandelt die Daten in das Internet-Format um und zerschneidet hierzu die Sprachdaten in kleine Datenpakete. Es entstehen praktisch einzelne „Sprachfetzen“.

3. Und jetzt geht es auf die Reise: Das Telefon schickt die kleinen Datenpakete nacheinander ins Internet auf die Reise zum Gesprächspartner.

4. Dabei kann es passieren, dass einige Datenpakete schneller sind als andere. So ist das im Internet eben: Um von einem Ziel zum anderen zu gelangen gibt es unzählige Wege – mal schnellere, mal langsamere. Und jedes Paket, jeder „Sprachfetzen“ kann einen anderen Weg nehmen. Häufig landen später losgeschickte Datenpakete früher im Ziel als die zuerst versendeten – und umgekehrt. Fast immer erreichen die Sprach-Datenpakete den Empfänger in einer anderen Reihenfolge, als sie verschickt wurden.

5. Das macht aber nichts. Denn das VoIP-Telefon auf der Gegenseite ist schlau. Es weiß genau, dass die empfangenen Sprachpakete sowieso nicht in der richtigen Reihenfolge eintreffen. Es sammelt die „Sprachfetzen“ erst einmal und bringt Sie – sobald genügend angekommen sind – wieder in die richtige Reihenfolge.

6. Erst wenn die Reihenfolge wieder stimmt, wandelt das Telefon die digitalen Sprachdaten in Töne um und gibt das gesprochene Wort im Telefonhörer wieder. Erfreulich: Das geschieht so schnell, dass Sie von den ganzen Schritten nichts mitbekommen. Das Internet-Telefongespräch läuft für beide Gesprächspartner so ab wie jedes normale Telefongespräch auch.

Was passiert, wenn Datenpakete unterwegs verloren gehen? Dann kommt es während des Gesprächs zu kurzen Aussetzen und Rucklern. Worte oder Worteile werden dann einfach verschluckt. Beim Internet-Telefonieren werden Sie hin und wieder kurze Aussetzer erleben. Das passiert aber nur sehr selten und immer dann, wenn die Internet-Leitung überlastet ist.

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