An Google und Wikipedia hat man sich bereits gewöhnt. Kaum ein Internetnutzer kann sich vorstellen, nicht mehr bei Google suchen oder sich bei Wikipedia informieren zu können. Heute ist es so weit. Zumindest in den USA. Denn wenn US-Amerikaner heute Google oder Wikipedia aufrufen, sehen sie nur eine schwarze Seite und eine Infografik.
Damit protestieren Google und Wikipedia (und weitere US-Webseiten) für 24 Stunden gegen neue Gesetzesinitiativen mit den klangvollen und positiv besetzten Namen SOPA (Stop Online Piracy Act) und PIPA (Protect IP Act). Statt der Wikipedia-Seite erscheint beim Aufruf der amerikanischen Wikipedia-Adresse en.wikipedia.org/wiki/Main_Page eine schwarze Protestseite mit weiterführenden Infos zur Protestaktion und Links zu den Aktionsseiten auf Facebook, Google+ und Twitter. Deutsche Wikipedia-Nutzer finden die Infoseite unter de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Protest_gegen_SOPA.
Google streikt mit – ein bisschen
Auch Google macht mit. Allerdings nicht so radikal wie Wikipedia. Wer die US-Seite von Google aufruft, sieht weiterhin die Suchmaske, findet direkt unter dem Suchfeld aber den Link „Tell Congress: Please don’t censor the web“ (Teilt dem Kongress mit: Zensiert nicht das Internet). Per Klick darauf erscheint die Protestseite „Congress, can you hear us?“ (Kongress, könnt ihr uns hören). Über das Formular auf der rechten Seite können Interessierte auch gleich Ihren Unmut kundtun und online eine Petition gegen den Gesetzentwurf einreichen.
Wogegen wird protestiert?
Hintergrund der Streiks ist ein Aufruf der Initiative „Fight for the Future“, an der sich neben Google und Wikipedia auch weitere Webseiten beteiligen. Mit dabei sind Amazon, Ebay, Google, Facebook, LinkedIn, Mozilla, Yahoo und die Electronic Frontier Foundation (EFF) sowie die American Civil Liberties Union (ACLU). Einige der Protestler haben sich in der NetCoalition zusammengetan.
Der Protest richtet sich gegen die Gesetzesinitiativen SOPA und PIPA im US-Senat, die einer Internetzensur gleichkommt. Damit möchte die US-Film- und Musikindustrie (Recording Industry Association of America, RIAA) und Motion Picture Association of America, MPAA) leichter gegen Urheberrechtsverletzungen vorgehen. Urheberrechtsbesitzer könnten dann per Schreiben an einen Webseitenbetreiber mit angeblich urheberrechtsverletzendem Material dafür sorgen, dass die Inhalte von allen Webseiten entfernt und die Nutzerdaten mitsamt IP-Adresse und personenbezogener Daten herausgegeben werden. Der Rechteinhaber kann dann direkt den Rechteverletzer (der die Daten ins Netz gestellt hat) auf Schadensersatz in horrender Höhe verklagen. Selbst die Herausgabe und das Löschen einer Domain und Webadresse oder das Sperren von Webseiten per Gerichtsbeschluss ist im Gesetz vorgesehen.
Entscheidungstag ist der 24. Januar. Dann werden die Gesetzesinitiativen in den US-Senat eingebracht.